Essen. Zum Jahresende muss Essens Kämmerer den Buchwert des RWE-Aktienbestandes auf den aktuellen Börsenkurs korrigieren. Ergebnis: 223 Millionen Euro sind futsch.
Wieder sind 223 Millionen Euro an städtischem Eigenkapital futsch – über Nacht, die Bilanzvorschriften wollen es so. Denn jeweils zum Jahresende ist die Stadt gehalten, den Buchwert ihres Aktienbestandes auf den aktuellen Börsenkurs zu korrigieren.
Und der lag für das Wertpapier des heimischen Energieriesen RWE bei gerade mal 11,71 Euro. Das sind immerhin 13,94 Euro weniger als zum Jahresende 2014, und löst angesichts von knapp 18,8 Millionen Aktien in städtischer Hand einen gewaltigen Abschreibungsbedarf aus: Allein die von der Stadt direkt gehaltenen und im Wege einer Wertpapier-Leihe unter anderem der Essener Verkehrs-AG zur Verfügung gestellten Anteile bescheren ein Minus von rund 164 Millionen Euro. Hinzu kommen Wert-Korrekturen für jene Aktien, die von der Evag oder der städtischen Verkehrs- und Versorgungs-Holding EVV gehalten werden – alles in allem ein Betrag um 223 Millionen Euro.
Dabei hatte sich die Stadt Essen erst im März 2014 „ehrlich gemacht“, wie es damals hieß, und ihr Aktienpaket um gigantische 680 Millionen Euro abgewertet. Grund: Die Firmenanteile standen noch mit einem zur Eröffnungs-Bilanz gültigen Kurs von mehr als 75 Euro in den Büchern.
Auch Wertsteigerung möglich
Solche Werte kann man im besten Sinne des Wortes abschreiben, zumal RWE nach Überzeugung vieler Beobachter noch das rechte Geschäftsmodell fehlt, um an die erfolgreichen Zeiten anknüpfen zu können. Unklar ist noch, wie eine mögliche Kapitalerhöhung und die anstehende Aufspaltung des Unternehmens sich auf die Aktienkurse auswirken könnten. Immerhin: Sollten die RWE-Aktien im Kurs wieder steigen, würde die Stadt das zum Jahresende 2016 als Plus verbuchen.
Am Montag aber sackten sie weiter ab: auf unter elf Euro je Anteil.