Essen. Deutschlands zweitgrößter Versorger RWE plant eine Aufspaltung des Konzerns in zwei Teile - wie schon bei Eon. Das teilte der Konzern am Dienstag mit.
- RWE-Chef Terium will das Geschäft mit Ökostrom, Stromnetzen und dem Vertrieb abspalten
- Der Mutterkonzern wird sich laut Terium auf die Stromerzeugung aus Gas und Kohle und den Energiehandel konzentrieren
- Die in diesem Jahr arg gebeutelte RWE-Aktie legte am Dienstag zeitweise um mehr als acht Prozent zu
RWE-Chef Peter Terium vollzieht unter dem Druck wegbrechender Gewinne eine radikale Kehrtwende. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Ankündigung des Konkurrenten Eon stellte der Manager am Dienstag seine Pläne für eine Aufspaltung des kriselnden Essener Versorgers vor. Er will das Geschäft mit Ökostrom, Stromnetzen und dem Vertrieb abspalten und voraussichtlich Ende kommenden Jahres zehn Prozent der neuen Gesellschaft im Zuge einer Kapitalerhöhung an die Börse bringen. RWE soll langfristig Mehrheitsaktionär bleiben. Der Mutterkonzern wird sich laut Terium auf die Stromerzeugung aus Gas und Kohle und den Energiehandel konzentrieren. Die Atomkraftwerke bleiben ebenfalls bei RWE.
Terium betonte, er wolle sich mit der Konzernzerlegung nicht vor den milliardenschweren Kosten für den Abriss der Atommeiler und der Entsorgung des strahlenden Abfalls drücken. "Wir stehen damit auch weiterhin zu unserer Verantwortung für die neue Gesellschaft - die neue Struktur ändert daran nichts." Mit den Aktien der neuen Gesellschaft ließen sich die Kosten für die Altlasten der Atomenergie sogar gegebenenfalls noch besser bedienen. Eon hatte auf Druck der Politik und eines neuen Haftungsgesetzes seine Meiler ebenfalls im Mutterkonzern belassen - anders als ursprünglich geplant. Im Gegensatz zu RWE behält Eon jedoch auch das zukunftsträchtige Ökostromgeschäft.
RWE-Aufsichtsrat soll am 11. Dezember über Aufspaltung entscheiden
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Die in diesem Jahr arg gebeutelte RWE-Aktie legte am Dienstag zeitweise um mehr als acht Prozent zu. "RWE vollzieht nach, was Eon auch schon gemacht hat. Die Politik hat den beiden Versorgern den Boden unter den Füßen weggezogen und nun müssen sie ums Überleben kämpfen.", sagte ein Händler. "Das ist das, was alle wollen - nach dem Motto: Aus eins mach zwei und schon hast du glückliche Aktionäre", erklärte ein anderer Börsianer.
Über die Pläne des RWE-Vorstands soll am 11. Dezember der Aufsichtsrat entscheiden. Die neue Gesellschaft von RWE werde auf der Basis der für 2015 erwarteten Zahlen einen Umsatz von mehr als 40 Milliarden Euro erzielen und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von über vier Milliarden Euro. Sie soll knapp 40.000 der 60.000 Beschäftigten aufnehmen. RWE könnte auch weitere Anteile an der neuen Gesellschaft veräußern. Die Erlöse sollen in Wachstumsgeschäfte fließen.
RWE und Eon brechen die Gewinne weg
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RWE hatte nach der Ankündigung von Eon einen ähnlichen Schritt zwar zunächst abgelehnt, aber nicht für alle Zeit ausgeschlossen. Konzernchef Terium liebäugelte zuletzt immer mehr damit, da sich die Geschäftsaussichten weiter verdüsterten. "Der Fall X ist noch nicht eingetreten, aber bei einem Strompreis von 28 Euro je Megawattstunde wird es allmählich spannend."
Die Strom-Großhandelspreise sind wegen des Ausbaus des Ökostroms und der Überkapazitäten auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen. RWE und Eon brechen deswegen die Gewinne weg. Auch der in Deutschand aktive schwedische Vattenfall -Konzern treibt im Prinzip eine Art Aufspaltung voran. Er will sich vom deutschen Braunkohlegeschäft mit 8000 Beschäftigten trennen. (rtr)