Essen. . Während andere in den Osterferien die Füße hochlegen, sind die Jugendlichen der Leuphana-Sommerakademie fleißig: Sie lernen für die Schule, für die Ausbildung und für die Zukunft.
Drei Tage lang bereiten sich die Mädchen und Jungen in der Geno Bank auf die zentralen Abschlussprüfungen vor und testen, wie es ist, wenn man erwachsen ist. Unter dem Motto „Was kostet die Welt“ lernen die Jugendlichen in einem Planspiel, wie man geschickt mit Geld umgeht, eine Wohnung mietet oder ein Auto in Raten zahlt.
Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatten die 27 Mädchen und Jungen aus Essen an der Leuphana-Sommerakademie teilgenommen. Das bedeutet: Drei Wochen lang hatten sie rund um die Uhr Nachhilfe in Mathe oder Deutsch, ein Training für zukünftige Vorstellungsgespräche, außerdem wurde ein Musical einstudiert. „Allein in diesen drei Wochen sieht man eine enorme Entwicklung“, sagt Benjamin Rüger von der Akademie.
Einer der Jugendlichen ist Leon. Der 17-Jährige geht auf die Marienschule in Steele und hatte sich freiwillig bei der Sommerakademie angemeldet. „Seitdem habe ich mich vor allem in Deutsch und Englisch verbessert“, sagt er stolz. Auch nach den drei Wochen Sommercamp wurde er nicht alleine gelassen. Einmal in der Woche treffen sie die Jugendlichen mit ihren Betreuern, arbeiten Schulstoff nach oder schreiben Bewerbungen.
„Ich lasse mich nicht entmutigen“
Beim Ostertraining trifft sich die Gruppe wieder – alle ein Stück gewachsen. Sechs von ihnen haben bereits einen Ausbildungsplatz gefunden, einige wollen auf einem Berufskolleg weiterlernen, andere bleiben an der Schule und streben einen höheren Abschluss an. Auch Leon hat gemeinsam mit seinem Betreuer einen ganzen Stapel an Bewerbungen geschrieben. Viele Absagen hat er bekommen, viele Betriebe haben sich gar nicht gemeldet. Dennoch: Morgen ist er zum Probearbeiten eingeladen bei einem Dachdecker.
Auch seine Mitschülerin Angelina steckt mitten in den Bewerbungen. Die 16-Jährige kam schon mit einem konkreten Berufswunsch in das Camp: Konditorin will sie werden, schon seit sie ein Kind ist. Bei mehr als 20 Konditoreien hat sie sich schon beworben, bisher aber keine Zusage bekommen. „Das ist schon enttäuschend, aber ich lasse mich nicht entmutigen“, sagt Angelina. „Sollte das nicht klappen, bewerbe ich mich als Bäckerin.“
Die Leuphana-Sommerakademie richtet sich an Zehntklässler von Haupt- und Gesamtschulen – vor allem an Schüler mit schlechteren Noten oder auch Unentschlossene, die noch nicht wissen, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll.
Dafür ist Benjamin Rüger mit seinem Team schon durch sämtliche Essener Schulen getourt und hat das Projekt vorgestellt. Allerdings müsse man einige Jugendliche auch zu ihrem Glück zwingen. „Ich will genau die Kinder erreichen, die ihre Augen verdrehen, wenn ich von der Sommerakademie spreche“, sagt Rüger. „Sie sollen selbst entdecken und erleben, welche Stärken sie haben.“
An der Universität Lüneburg entwickelt
Leon, Angelina und die anderen Jugendlichen werden noch bis zum Ende des Schuljahres betreut – und hoffentlich erfolgreich in die Berufswelt entlassen.
Die Sommerakademie wurde an der Leuphana Universität Lüneburg entwickelt. Geno Bank, WGZ Bank und die Agentur für Arbeit unterstützen das Projekt finanziell. 2016 findet das kostenlose Camp für Essen vom 16. Juli bis zum 7. August statt. Weitere Infos: www.leuphana.de/sommerakademie