Essen. . Gestiegene Kriminalitätsbelastung: Das Essener Polizeipräsidium gilt nun als Schwerpunkt-Behörde und darf mit personeller Verstärkung rechnen.
- Die Gefahr, zum Kriminalitäts-Opfer zu werden, ist gestiegen
- Zusätzlicher Zug der Einsatzhundertschaft erst im September 2017?
- Im vergangenen Jahr haben die Einsatzzahlen noch einmal zugelegt
Die Gefahr, in dieser Stadt zum Opfer von Straßen- und Eigentumskriminalität zu werden, ist gestiegen – und hoch genug für ein recht zweifelhaftes Etikett: Das Polizeipräsidium Essen darf sich nun Schwerpunktbehörde schimpfen und ist eine von landesweit acht, die im Zuge des 15-Punkte-Sicherheitsprogramms der Landesregierung personell verstärkt werden sollen. Dies hat NRW-Innenminister Ralf Jäger offiziell bekannt gegeben: „Wir bringen mehr Beamte auf die Straße und in die Kommissariate.“
Erste Anträge auf Verlängerung der Lebensarbeitszeit
Wobei das Mehr aus örtlicher Sicht von überschaubarer Größe ist: Bis zu 30 Beamte können durch zunächst zwei Maßnahmen „freigesetzt“ werden: Landesweit 250 neue Angestellte werden die originären Polizisten von Verwaltungsaufgaben in den so genannten Schwerpunktbehörden entlasten, zu denen neben Essen Aachen, Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln zählen. Zusätzlich können erfahrene Ordnungshüter ihre Lebensarbeitzeit freiwillig verlängern. Erste Anträge sollen auch in Essen vorliegen.
Doch während die Polizei in Duisburg, die sich am lautesten über No-Go-Areas in der eigenen Stadt beklagte, noch in diesem Jahr einen weiteren Zug der Einsatzhundertschaft mit 38 Beamten zugeteilt bekommt, muss sich Polizeipräsident Frank Richter wohl etwas länger gedulden. Denn sollte Essen am Ende den erhofften Zuschlag für mehr Bereitschaftspolizei in einer Größenordnung wie Duisburg bekommen, wird die Verstärkung wider Erwarten voraussichtlich erst ab September 2017 Realität. „Zwei Einsatzzüge werden im kommenden Jahr im Ballungsraum Rhein-Ruhr angegliedert“, heißt es ziemlich unmissverständlich aus Düsseldorf.
Dabei bräuchte die Essener Behörde die zügige Entlastung mehr denn je: Die Einsatzzahlen der Polizei in Essen und Mülheim sind nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im vergangenen Jahr um 10 000 auf über 152 000 gestiegen, fast 70 000 Überstunden liefen auf. Stark zugenommen habe insbesondere die Belastung für die Einsatzhundertschaft, die zunehmend über die Landesgrenzen hinaus aktiv werden müsse. Dazu kommen Zuwächse nahezu quer durch das Straftatenregister, wie die Essener Polizei erst vor zwei Wochen bei der Vorstellung des Jahresberichts zur Kriminalitätsentwicklung betonte.
Keine Entscheidung über Kameras
Eine weitere Position in dem 15-Punkte-Programm ist der Ausbau der Videoüberwachung von öffentlichen Straße und Plätzen in Städten, die die hohen Hürden des Polizeigesetzes für die Beobachtung von Kriminalitätsbrennpunkten nehmen könnten. Essen ist dem Vernehmen nach in der engeren Wahl. Eine Entscheidung darüber, wer den Zuschlag bekommt, ist aber noch nicht gefallen, heißt es im Innenministerium. Nach einem positiven Bescheid käme das Land für die Kosten der Technik und zusätzliches Personal auf, das die Rund-um-die-Uhr-Beobachtung des Rheinischen Platzes übernehmen soll.