Essen. . Polizei Essen hat Innenministerium Orte in der City benannt, wo Kameras für mehr Sicherheit sorgen könnten. Eine konkrete Prüfung stehe aber noch aus.

  • Essen taucht mit möglichen Kamera-Standorten auf Liste des Innenministeriums auf
  • An drei Plätzen könnte Videoüberwachung für mehr Sicherheit sorgen
  • Noch ist offen, ob Umsetzung möglich ist

Die Pläne für eine Videoüberwachung in der Essener Innenstadt sind aktueller denn je: Auch wenn die Polizei bislang die Voraussetzungen für eine verschärfte Beobachtung von möglichen Brennpunkten nicht erfüllt sah, taucht Essen nach Informationen dieser Zeitung mit möglichen Kamera-Standorten dennoch auf einer Liste des Innenministeriums auf. Im Nordviertel, am Rheinischen Platz und am Hauptbahnhof könnte der Einsatz der Technik demnach für Sicherheit sorgen.

Essens Polizei-Chef Detlef Köbbel bestätigte jetzt auf Anfrage, dass „eine konkrete Prüfung einer Videoüberwachung nicht ausgeschlossen“ werde. Der Hintergrund ist: Das Innenministerium habe Kreispolizeibehörden im Nachklang der Kölner Übergriffe an Silvester aufgefordert, mögliche Brennpunkte zu benennen, an denen Kameras unter behördlicher Regie zumindest denkbar wären. Noch ist allerdings offen, so Köbbel, ob eine Umsetzung in Essen sowohl technisch als auch personell möglich ist. Es sei auch eine Frage der Kosten, ob es letztlich zu rechtfertigen sei, die Monitore 24 Stunden rund um die Uhr beobachten zu lassen, um bei einer Gefahrenlage möglichst schnell eingreifen zu können. Die Kameras machen nach Ansicht der Polizeiführung keinen Sinn, wenn sie nur dazu dienen sollen, unliebsame Szeneansammlungen in der Innenstadt an andere Orte zu verdrängen.

Es gebe so gut wie keinen sichtbaren Rauschgiftkonsum

Wie wenig erfolgversprechend ein solches Vorgehen ist, weiß die Polizei aus ihrem jahrelangen Kampf gegen die Dealerszene in der City und in Altendorf.

Gemeinsam mit dem Polizeichef haben der stellvertretende Kripo-Chef Gerd Bürgel und Polizeidirektor Jürgen Lui als Leiter der Inspektion Mitte jetzt eine Bilanz ihrer Arbeit gezogen. Ihre wichtigste Botschaft: „Wir haben es geschafft, eine offene Drogenszene in der Innenstadt zu verhindern.“ Es gebe auch dank des Druckraums der Suchthilfe so gut wie keinen sichtbaren Rauschgiftkonsum. Es existiere allenfalls nach wie vor eine Dealerszene. „Die hat man eben in einer solch großen Stadt“, sagt Lui: „Wir können die nicht aus der City verdrängen. Doch die Händler sind weiter in unserem Fokus.“

135 Strafanzeigen am Rheinischen und am Berliner Platz

Im vergangenen Jahr seien allein am Rheinischen Platz und am Berliner Platz 135 Strafanzeigen in erster Linie gegen die jungen Schwarzafrikaner ergangen, die die Szene dominieren. 62 der Dealer seien verurteilt worden. Dennoch spricht die Polizei von einem dauernden Katz- und Maus-Spiel. Wenn einer der Händler aus dem Verkehr gezogen werde, wachsen zwei andere nach. An die Strukturen hinter den Straßenhändlern komme die Polizei nicht ran. Wenn es sie überhaupt gibt, wie Bürgel zu bedenken gibt, der von einem regen „Ameisenhandel“ spricht, der wenig organisiert abläuft. Die Dealer besorgen sich ihre Ware in Kleinstmengen, die sie anhäufen für den Verkauf, aber auch den Eigenkonsum. Längst weiß die Polizei, dass dem Phänomen mit repressiven Mitteln allein nicht mehr beizukommen ist. „Wenn man die Szene auf Dauer verdrängen will, braucht man alle Akteure.“

Die sollen sich in Kürze an einem Tisch zusammenfinden, um gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten, wie die Kriminalitätslage und das Sicherheitsgefühl der Bürger in der Innenstadt verbessert werden können, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg, der im Übrigen ein entschiedener Befürworter einer Kameraüberwachung in der City ist: „Wir brauchen aber ein klares Konzept und eine Antwort auf die wichtige Frage, wer sie am Ende bespielt.“