Essen . Die Verkehrsgesellschaft Evag spricht sich gegen Elterntaxis aus. Die Schüler sollen stattdessen mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

  • Die wenigsten Unfälle passieren mit Bahn und Bus
  • Im Auto verunglückten mehr Kinder als auf dem Fahrrad
  • Die Schülerzahlen werden bis 2040 deutlich steigen

Mit einem Schulweg-Check will die Verkehrsinitiative „Mobilität-Werk-Stadt“ gemeinsam mit der Stadt und weiterführenden Schulen Jungen und Mädchen dazu bewegen, sich nicht mehr von den Eltern im Auto zum Unterrichtsort fahren zu lassen. Für die Kampagne gegen die Elterntaxis kommt jetzt Unterstützung von der Essener Verkehrsgesellschaft Evag. „Wir sind der wichtigste Teil der Lösung“, erklärt Evag-Sprecher Olaf Frei. Er spricht sich entschieden dafür aus, dass die Kinder nicht mit dem Auto, sondern mit Bahn und Bus zur Schule gefahren werden.

Dies sei nicht nur umweltfreundlicher, sondern vor allem der sicherste Weg. „Der öffentliche Nahverkehr weist die geringsten Unfallzahlen unter den gängigen Verkehrsmitteln auf“, so Frei. Die Evag, die sich auf frühere Gutachten der Verkehrspädagogin Maria Limbourg beruft, hält das Risiko, auf dem Schulweg mit Bahn und Bus in einen Unfall verwickelt zu werden, für vier Mal kleiner als mit dem Auto.

Aktuelle Zahlen liegen dazu nicht vor. Das Essener Polizeipräsidium schlüsselt in seiner Verkehrsunfallstatistik lediglich die Zahl, aber nicht die Art der Schulwegunfälle auf, die im Vorjahr um 3,8 Prozent auf 25 Unfälle sank. Einen besseren Einblick geben die detaillierteren Angaben zu den Kinderverkehrsunfällen aus dem Jahre 2015. Danach verunglückten in der Ruhr-Metropole 84 Kinder (bis 14 Jahre) als Fußgänger, 52 im Auto, 27 als Radfahrer und „nur“ 14 in Bahn und Bus. Wer mit dem ÖPNV unterwegs war, fuhr also mit dem geringsten Risiko. Aber als Beifahrer im Auto verunglückten gar fast doppelt so viele Kinder als auf dem Fahrrad.

Beschwerden über Gedrängel im Schülerverkehr

Die Evag hat natürlich auch ein ureigenes Interesse daran, dass ihr die jungen Kunden nicht weglaufen. Die seit Jahren zu beobachtende Zunahme der Eltern-Taxis (laut den Wuppertaler Verkehrsforschern von „Bueffee“ lässt sich morgens in der kalten Jahreszeit fast jeder vierte Schüler regelmäßig von den Eltern chauffieren) wirkt sich hier und da auch negativ auf die Fahrgastzahlen aus. Das genaue Ausmaß lässt sich aber nicht ermitteln. Den Rückgang der Schüler-Dauerkarten (Schoko-Tickets) begründete die Evag bisher vor allem mit dem demografischen Wandel. Im Jahre 2011 lag der durchschnittliche Schokoticket-Absatz bei 35.747, im Vorjahr nur noch bei 33.414.

Das könnte sich in Zukunft ändern. Der Landesbetrieb Information und Technik (IT.NRW) prognostiziert statt einer Abnahme wieder eine Zunahme der zehn- bis 19 jährigen Schüler, und zwar um 6,5 Prozent bzw. um 2900 auf 48.000 Schüler von 2014 bis 2040. „Die Prognose sollte auch bei der Diskussion zur Angebotsentwicklung in Essen berücksichtigt werden“, lautet dazu eine erste Schlussfolgerung der Evag-Zentrale. Dabei gibt es schon heute immer wieder Beschwerden über das Gedrängel im Schülerverkehr. Trotz der mehr als 40 Ersatzfahrzeuge (E-Busse), die täglich im Einsatz sind.