Essen. An 41 unter- und oberirdischen Evag-Stationen zeichnen jetzt 530 Kameras das Geschehen von früh bis spät auf. Aufnahmen werden nach 72 Stunden gelöscht.

  • U-Bahnhöfe werden vom Eingang bis zum Bahnsteig per Video kontrolliert
  • Die Nachrüstung kostete mehr als 2,5 Millionen Euro
  • Alle Auflagen der Datenschützer werden laut Evag erfüllt

Hunderttausende Fahrgäste hat Big Brother jetzt fest im Blick. 530 Kameras laufen seit wenigen Tagen im Dauerbetrieb und speichern alle Bilder automatisch. Dem Essener Verkehrsbetrieb Evag entgeht fast nichts mehr. Ab sofort werden sämtliche Szenen in 41 U-Bahnhöfen und oberirdischen Stationen automatisch aufgenommen und erst nach 72 Stunden gelöscht. 250 neue Kameras sind so positioniert worden, dass sie die Fahrgäste praktisch auf Schritt und Tritt verfolgen – vom U-Bahn-Eingang bis zum Bahnsteig. Nirgendwo sonst in Essen gibt es eine derart großflächige Videobeobachtung.

2,5 Millionen Euro kostet das Nachrüstungsprojekt der Evag, das nun mit mehr als zweimonatiger Verspätung umgesetzt worden ist. Die letzten Kameras wurden gerade am Gemarkenplatz installiert. Alle Leitungen laufen zu einem Zentralrechner der Evag-Leitstelle an der Schweriner Straße, das wohl derzeit das größte „Aufnahmestudio“ der Stadt ist.

Besserer Überblick in der Leitstelle

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Videobeobachtung gibt es in Essener Bahnhöfen schon seit seit langem – aber die meisten Kameras zeichneten erst auf, wenn ein Vorfall gemeldet wurde oder der Disponent in der Leitstelle auf etwas aufmerksam wurde. Die Polizei, die wegen einer Straftat nach Beweisfotos fragte, musste dann hier und da wieder mit leeren Händen abziehen. Für eine permanente Aufzeichnung reichte einfach die Speicherkapazität nicht aus. Und die zwölf Disponenten können nicht gleichzeitig die Bilder von 530 Kameras beobachten.

Das geht zwar heute auch nicht. Aber auf den 60 Monitoren lassen sich jetzt auf einem Bildschirm mühelos gleichzeitig 16 Kameraeinstellungen mit gestochener Bildschärfe aufschalten. So behält der Mann in der Leitstelle einen deutlich besseren Überblick und kann schneller eingreifen, wenn es beispielsweise irgendwo zu eng wird.

Kein Zugriff auf Bilder für die Evag

Und: Während früher die Kameras vorwiegend nur auf Bahnsteige gerichtet waren, befindet sich nun die gesamte Station im Blickfeld. Die Daueraufnahme aller Kameras gewährleistet zudem, dass erstmal nichts verloren geht. Die Polizei kann dann für den Fall des Falles per Fax veranlassen, dass eine für den Tatzeitraum relevante Bilderdatei gesichert und damit nicht gelöscht wird.

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Und der Datenschutz? „Das ist alles geregelt“, versichert Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Aufnahmen werden nach 72 Stunden überschrieben. „Die sind dann für immer gelöscht“, so Hoffmann. Die Evag selbst hat keinen Zugang zu den Aufnahmen. Die Mitarbeiter können lediglich einen Datensatz für die Ermittler sichern, aber nicht einsehen.

Fahrgäste tolerieren Überwachung

Die Strafverfolgung steht für die Evag auch nicht an erster Stelle. „Wir haben die Kameras nicht installiert, um der verlängerte Arm der Staatsanwaltschaft zu sein“, betont Hoffmann: „Uns geht es vorrangig um die Gewährleistung unseres Betriebes und um das Wohl unserer Fahrgäste. Mit unserem neuen System erhöhen wir die Betriebssicherheit und können schneller in einem Notfall reagieren.“

Die Kunden hätten mit der Kontrolle laut Evag offenbar kein Problem. Bisher sei keine Beschwerde eingegangen. Für die Fahrgäste sei das Sicherheitsgefühl relevant.