Essen. . Immer wieder werden Einsatzwagen der Feuerwehr im dichten Essener Verkehr ausgebremst, weil Autofahrer nicht sofort eine Rettungsgasse bilden.

  • Im Notfall kommt es für die Retter auf jede Minute an
  • Nur jeder zweite Autofahrer weiß, wie eine Rettungsgasse gebildet wird
  • Die Essener Feuerwehr hat jedes Jahr 70.000 Blaulicht-Einsätze

Bismarckstraße in Essen – die Autos stehen dicht an dicht vor der Kreuzung Friedrichstraße. Das Signalhorn der Feuerwehr dröhnt, aber erst nach und nach reagieren die vor der roten Ampel wartenden Autofahrer, rangieren ihre Wagen mühselig, weil sie zu nah aufgerückt sind. Der Retter bleibt stecken, er drückt auf die Hupe. Einmal, zweimal. Endlich kommt er durch das Nadelöhr. Ein Einzelfall? Leider nicht. Die Essener Feuerwehr klagt darüber, dass sie bei ihren Blaulicht-Fahrten im besonders dichten Verkehr immer wieder ausgebremst wird. „Durch falsches Verhalten der Autofahrer kommen wir dann später an – zum Nachteil des Patienten“, gibt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen zu bedenken.

Dabei gilt im Notfall immer: „Es kommt auf jede Minute an“, betont Filzen. Bei einem Brand müssen die Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten vor Ort sein, um Eingeschlossene zu retten. Und nach einem Herzversagen verringert sich für den Betroffenen die Überlebenschance jede Minute deutlich.

Rettungskräfte nutzen Straßenbahntrasse

Das sollten sich die Autofahrer bewusst machen. „Sie müssen schon vorher gedanklich durchspielen, was sie tun sollen, wenn sie das Blaulicht sehen und das Martinshorn hören“, appelliert Mike Filzen an die Essener. „Denn derzeit wissen hier viele nicht, wie sie sich konkret verhalten sollen.“ Andere hören die Feuerwehr nicht, weil die Musik im Auto zu laut ist oder man durch das Navi und Handy abgelenkt ist. Filzen: „Und manche bleiben sogar einfach auf der Straße stehen, weil sie Angst haben, dass sie etwas falsch machen könnten.“ Dann aber blockieren sie möglicherweise die Rettungswagen erst recht.

Nach einer bundesweiten Umfrage des Automobilclubs ADAC, konnte nur jedes zweite Mitglied die Frage beantworten, wie man eine Rettungsgasse bildet. Die Essener Feuerwehr muss aber bei ihren jährlich rund 70 000 Blaulicht-Einsätzen möglichst schnell ans Ziel kommen. Doch gerade während der Rushhour kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Nicht nur auf stark befahrenen Straßen wie auf der B 224 oder auf der verstopften A 40 und A 52, sondern auch in den engen Straßen in dicht besiedelten Quartieren wie Holsterhausen und Rüttenscheid, wo Falschparker das Durchkommen erschweren. Notfalls greifen die Retter dann zum „Planbuch“, zu einer Essener Detailkarte, um einen Ausweg zu finden – oder sie nutzen die Straßenbahn-Trasse etwa auf der Altendorfer Straße oder gar die Gegenspur – falls möglich.

Das raten die Essener Feuerwehr und der ADAC:

  • Grundsätzlich muss man auf Autobahnen und Straßen mit mehreren Fahrstreifen auf der linken Spur nach links ausweichen. Fahrer auf der mittleren oder rechten Spur orientieren sich nach rechts. Auf dreispurigen Autobahnen wird die Rettungsgasse also zwischen der linken und mittleren Spur, auf zweispurigen in der Mitte gebildet.
  • Vor einer roten Ampel darf bei gebotener Vorsicht das Fahrzeug auch über die Haltelinie bewegt werden, damit der Einsatzwagen durchkommt.
  • Auf Straßen mit hohen Bordsteinen bestehen Ausweichmöglichkeiten an Ausfahrten, Parkbuchten und Einmündungen.
  • Niemals stehen bleiben und den Einsatzwagen blockieren. Wenn nicht anders möglich, vorfahren, bis sich ein Platz findet.