Essen. Ein Sanitäter beklagt das Verhalten eines Gaffers, der das brennende Auto auf der A40 fotografierte und den Rettungseinsatz behinderte. Ein beteiligter Feuerwehrmann hat zumindest Verständnis für jene Schaulustigen, die niemanden gefährdeten. Er lobt die Autofahrer sogar. Das Hauptproblem beim Einsatz am Mittwochabend: die beengte A40.
Für die Feuerwehrleute war es eine dieser Fahrten, bei denen bereits der Weg zum Einsatzort eine Herausforderung ist: Am Mittwochabend ging im Feierabend-Verkehr auf der A40, zwischen den Auffahrten Holsterhausen (22) und Frohnhausen (21), um 18.30 Uhr ein Citroën Xsara während der Fahrt in Flammen auf. Die 30 Jahre alte Bochumerin, die am Steuer des in Mülheim gemeldeten Wagens saß, kam mit dem Schrecken davon. Ihr Unglück aber verursachte nicht nur einen vier Kilometer Stau Richtung Duisburg. Das brennende Auto – Ursache: ein technischer Defekt – lockte etliche Schaulustige von der Breslauer Straße an. Für Empörung sorgte der Vorwurf des Rettungssanitäters Daniel Knopp: „Ein Gaffer hat unseren Einsatz behindert, mich sogar ausgelacht.“ Die Einsatzkräfte der Feuerwehr beschweren sich nicht: „Sie wurden nicht durch Schaulustige behindert oder verhöhnt“, sagt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen am Tag danach.
Daniel Knopp arbeitet nicht für die Feuerwehr. Er wollte am Mittwochabend im Auftrag einer privaten Krankentransport-Firma einen Patienten nach Frohnhausen bringen, geriet in Holsterhausen in den Stau hinter dem brennenden Wagen: „Als wir den Rauch gesehen haben und dass noch keine Retter dort waren, habe ich unser Blaulicht angemacht – und wir sind nach vorne gefahren. Die Autofahrer haben uns auch alle sofort den Weg frei gemacht.“
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Dass der Mann, der bis Jahresanfang auch Unfallfotos verkaufe, sich damit das Sonderwegerecht nahm, bewertet Sven Werner als „richtige Reaktion. Er ist Sanitäter, hat Rettungsausrüstung dabei und Helfer waren noch nicht am Unfallort.“ Werner selbst ist der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Mülheim. Er war mit einem Dienstwagen ebenfalls zufällig auf der Autobahn. Der 45-Jährige war der erste Helfer, versuchte mit drei Feuerlöschern, die Flammen im Motorraum einzudämmen. Den zweiten hatte Knopp mitgebracht, den dritten ein Mitarbeiter der Evag.
"Sie haben mir gar nichts zu sagen“
Während Knopps Kollegin sich um die unter Schock stehende Autofahrerin kümmerte, wurde Feuerwehr-Führungkraft Werner von vielen Schaulustigen beobachtet, die auf der Brücke über der A40 standen: „Ich habe gerufen, dass sie aus dem Rauch gehen sollen.“ Einige hätten zwar gescherzt, „trotzdem war alles unkritisch, zumal ja auch niemandem etwas passiert war.“ Er nennt es „menschlich, dass dort oben Leute stehen geblieben sind und uns zugeschaut haben. Das ist in Ordnung, solange sie niemanden behindern oder gefährden.“
Auto auf A40 ausgebrannt
Behindert und noch dazu verhöhnt dagegen fühlte sich kurz darauf Daniel Knopp von einem Mann. Als er und Werner die Autofahrer – sie waren wieder in die Rettungsgasse zurückgefahren – wieder nach rechts und links dirigierten, um dem ausgebremsten Löschzug der Feuerwehr den Weg frei zu machen, habe sich der Autofahrer geweigert, einzusteigen und zur Seite zu fahren. Knopp: „Er hat einfach weiter mit dem Handy fotografiert und mich angeraunzt: ‚Sie haben mir gar nichts zu sagen.’“
Die anderen Autofahrer lobt Feuerwehrmann Sven Werner sogar:
Feuerwehr appelliert: Nicht wieder in die Rettungsgasse fahren
Die anderen Autofahrer lobt Feuerwehrmann Sven Werner sogar:
„Das war für alle da unten eine stressige Situation.“ Zumal einige Autofahrer dachten, es sei noch eine Person im brennenden Wagen. „Aber die Autofahrer waren trotzdem freundlich und hilfsbereit.“ Schließlich konnten die Löschfahrzeuge trotz eines ungünstig stehenden Lkw vorfahren.
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Feuerwehrsprecher Mike Filzen betont zudem, dass es für die Autofahrer auf der zweispurigen A40, die an dieser Stelle nur einen sehr schmalen Standstreifen hat und auch noch durch eine Mauer begrenzt wird, nicht einfach sei, die Rettungsgasse mehrfach freizumachen: „Wenn sie zwei-, dreimal nach rechts beziehungsweise links fahren müssen, kommen sie irgendwann nicht mehr vorwärts – und auch nicht mehr zur Seite.“ Filzens Appell: „Die Leute sollten nicht wieder in die Rettungsgasse zurückfahren, bis der Einsatz beendet ist, sondern mit den Autos an der Fahrbahnseite stehen bleiben.“
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Was allerdings alle Helfer und die Autobahnpolizei kritisieren: Gaffer verursachten auch in entgegengesetzter Richtung einen zwei Kilometer langen Stau auf der A40. Einige bremsten ab, um die Szenerie zu beobachten, brachten damit nachfolgende Autofahrer in Gefahr. „Wir kennen das“, beklagt Mike Filzen: „Manchmal fotografieren und filmen die Leute sogar aus fahrenden Autos heraus unsere Rettungseinsätze.“ Ob das am Mittwochabend auch der Fall war, weiß Sven Werner nicht: „Da habe ich nicht drauf geachtet. Ich hatte Wichtigeres zu tun.“