Essen. . Fan-Initiative feiert Enthüllung des Schriftzuges mit dem Namen des RWE-Gründervaters. Einige hätten sich einen repräsentativeren Platz gewünscht.

Freibier wurde keins ausgeschenkt, aber einen Grund zu feiern, den gab es allemal für die Fans von Rot-Weiss Essen am Freitagabend. Wohlgemerkt vor dem Anstoß zur Regionalligapartie gegen die Gäste aus Wattenscheid, die aus Essener Sicht mit einem enttäuschenden 2:2 endete. Vor dem Anpfiff, da herrschte noch eitel Sonnenschein, denn Georg Melches war zurückgekehrt an die Hafenstraße. An der Zufahrt zum neuen Stadion enthüllte die Fan-Initiative „Kleine Gruga“ den Schriftzug mit dem Namen des Vereinsgründers.

Fans hatten ihn beim Abriss des altehrwürdigen Georg-Melches-Stadions gerettet. Auszubildende hatten jeden einzelnen Buchstaben in den Werkstätten der Jugendberufshilfe aufpoliert und mit Gießharz verfüllt. „Georg-Melches-Stadion“ steht nun an einem sonst schmucklosen Zaun am Rande des Stadionareals zu lesen. Hier, auf diesem 120 Meter langen Grünstreifen, entsteht sie, die „Kleine Gruga“ in Anlehnung an den kleinen Park, den Georg Melches einst im Schatten der Tribüne des GMS hatte anlegen lassen. Der Schriftzug mit dem Namen des Vereinspatrons ist das dritte Exponat neben einem Förderwagen der Zeche Emil-Emscher und der „Kurzen Fuffzehn“, der Bronzestatue eines Hauers, der sich seine wohlverdiente 15-Minuten-Pause gönnt.

RWE: Stadion soll nicht im Hintergrund zu sehen sein

Der Schriftzug schmückte die Haupttribüne. Die Wand, an der er hing, wurde am 17. Mai 2013 beim Abriss des Georg-Melches-Stadions dem Erdboden gleichgemacht. Die Buchstaben aber wurden erhalten. Foto: Kerstin Kokoska/
Der Schriftzug schmückte die Haupttribüne. Die Wand, an der er hing, wurde am 17. Mai 2013 beim Abriss des Georg-Melches-Stadions dem Erdboden gleichgemacht. Die Buchstaben aber wurden erhalten. Foto: Kerstin Kokoska/ © WAZ FotoPool

Die glänzenden Buchstaben waren nach der feierlichen Enthüllung ein beliebtes Fotomotiv. So manch einer dürfte sich einen würdigeren Platz gewünscht haben als diesen. Vergeblich hatte sich die Fan-Initiative darum bemüht, den Schriftzug am höher gelegenen Zaun auf der gegenüberliegenden Seite der Zufahrt anbringen zu dürfen. Es wäre eine ansprechende Perspektive für jede Kameraeinstellung gewesen, die glänzenden Lettern im Vordergrund, das neue Stadion im Hintergrund.

Nur der Energieversorger RWE, der die Namensrechte am Stadion Essen inne hat, mochte sich damit nicht anfreunden. „Wir mussten RWE Deutschland als Namens-Sponsor fragen. Von daher war es ein Kompromiss“, heißt es von Seiten des Stadionbetreibers, der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE). RWE hätte schließlich auch nein sagen können. Wir haben eine pragmatische Regelung getroffen“, sagt auch Karsten Fähndrich, der Sprecher der Initiative „Kleine Gruga“.

Verkrampfter Umgang mit dem Traditionsverein

Für andere aus der Fan-Szene, wie Jörg Lawrenz, den Gründer der Initiative zur Rettung des Georg-Melches-Stadions, ist es hingegen ein weiteres Indiz dafür, wie schwer sich die Verantwortlichen auf Seiten der Stadt noch immer damit tun, das neue Stadion an der Hafenstraße als einen Ort gelten zu lassen, der für Fußballgeschichte in Essen steht, der Identität stiften und Emotionen freisetzen kann. Auch wenn man der GVE in diesem konkreten Fall wohl kaum einen Vorwurf machen kann. Der verkrampfte Umgang mit dem Traditionsverein, das Beharren darauf, dass die neue Arena ein Stadion für Essen sei und keines für RWE – dies alles hat Spuren hinterlassen in der Fan-Seele.

Michael Welling, Vorstand von Rot-Weiss Essen, will dies so kritisch nicht sehen, aller aktuellen Reibereien mit der GVE um eine höhere finanzielle Beteiligung an den Stadionbetriebskosten zum Trotz. „Wir mussten uns erst einmal finden“, sagt Welling über das Binnenverhältnis. Inzwischen hängen im Stadion sogar Bilder von den Stars von einst, von Özil, Mill und Rahn, was anfangs eben gar nicht selbstverständlich war.

Draußen in der „Kleinen Gruga“ wollen Karsten Fähndrich und seine Mitstreiter die Vereinsgeschichte fortschreiben mit großformatigen Bildern aus den 1930er- und 1940er-Jahren, „bevor wir zu den goldenen 50ern kommen“. Auf das RWE daran anknüpft. Irgendwann.