Essen-Altenessen/Bochold/Westviertel. . Mit Bebauungsplänen stoppt die Stadt die Ansiedlungspläne von Einzelhandelsgeschäften in Altendorf und Altenessen.

Kein Bekleidungsgeschäft mit Drogerie auf dem Grundstück der Waschstraße Postert an der Nordsternstraße in Altenessen und auch keine Lebensmittel auf dem ehemaligen Auto Jänsch-Ensemble an der Altendorfer Straße in Bochold: Die Stadt bremst aktuell mehrere Bauvorhaben aus, die aus dem Umfeld des Autohändlers Postert kommen. Anwalt Hermann Postert ist nicht begeistert.

„Die Verhinderungsplanung ist auf allen Grundstücken durchaus gleich“, ärgert sich Rechtsanwalt Hermann Postert auf Anfrage dieser Zeitung. Seit Jahren versucht er, Baurecht für verschiedene Grundstücke in Essen zu bekommen. Und beißt sich daran die Zähne aus.

Dafür gibt es Gründe. Ronald Graf, Leiter des Essener Planungsamtes, erläutert: „Das Ansinnen in Altenessen ist aktuell noch in einem Mischgebiet, das wir nur für Gewerbenutzung vorsehen wollen. Außerdem möchten wir die benachbarten Einzelhandelszentren schützen“, erläutert er. Aus dem Mischgebiet Fritz soll auch rechtlich das Gewerbegebiet Fritz werden. Wer dort aktuell noch Handel betreibt, genießt Bestandsschutz. Neue Geschäfte sollen aber keinesfalls hinzukommen.

"In dieser Stadt wird mit zweierlei Maß gemessen"

Für die Altendorfer Straße 464-484 sieht die Situation ähnlich aus wie in Altenessen. Zwar greift hier nicht das Argument, Gewerbegebiete auch für Gewerbetreibende vorzuhalten. Das Planungsamt befürchtet jedoch, dass ein Lebensmittelgeschäft den Händlern am Fliegenbusch und rund um die Einmündung Hirtsiefer-/Altendorfer Straße die Kunden streitig macht.

„Ist die Bevölkerung rund um ein Vorhaben so zahlreich, dass die anderen Versorgungsbereiche keinen Schaden nehmen, können wir es im Sinne der Versorgung für die Nachbarn auch zulassen. Nur ist dies hier nicht der Fall“, erläutert Graf. Rückendeckung bekommt er auch von der örtlichen Politik für seine Linie: Wie auch der Amtsleiter, wünscht sich die Bezirksvertretung (BV) IV an dieser Stelle eine Wohnbebauung. Ein Bebauungsplan ist in Vorbereitung.

Rechtsanwalt Hermann Postert ist anderer Meinung: „Aus meiner Sicht wird in dieser Stadt mit zweierlei Maß gemessen“, sagt er und meint damit die Auslegung des Masterplans Einzelhandel. Will man in Essen bestimmte Entwicklungen fördern und ungeliebtes Unternehmertum ausbremsen, bei dem man einen Schaden für die Ladenzentren und ungewollten Handel in Gewerbegebieten voraussieht, dann ist er die Grundlage.

Einzelhandel drängt in verkehrsgünstige Lagen

In Konflikt damit gerieten die Posterts schon vor rund einem Jahr. Sie wollten das große Autohaus an der Haedenkampstraße 71 im Westviertel, heute betrieben von der FCA Motor Village Germany aus Frankfurt, als Standort für einen Textilmarkt etablieren. Auch hier wollte die Stadt eine Ausweitung des Einzelhandels verhindern und weiterhin auf Gewerbe setzen. Die Fläche habe außerhalb der Zone gelegen, die man für Einzelhandel in Altendorf vorgesehen habe – u.a. rund um das Kronenberg Center mit Real. Daneben würde es diesem schaden.

„Zwischen Real und Lidl an der Haedenkampstraße soll dies nicht möglich sein? Dabei hat man extra den Masterplan für das Kronenberg Center geändert“, so Postert. In der Tat weitete man im Zuge des Baus des Einkaufszentrums das Stadtteilzentrum Altendorfs nach Süden aus und schuf so die Möglichkeit für die Niederlassung von Real und Co. Dies hielt man nach gutachterlicher Beratung indes nicht für kritisch. Alter und neuer Standort von Real hätten beide in Randlage zur Wohnbebauung gelegen. Räumlich betrachtet habe durch den Umzug keine wesentliche Veränderung bestanden.

Roland Graf betont die übergeordneten Ziele. „Es ist eben so, dass Einzelhandel zunehmend auf große Grundstücke in verkehrsgünstiger Lage drängt“, sagt er: „Dadurch werden die Zentren geschädigt und die Versorgung der Bürger nah an ihren Wohnungen geschwächt.“