Essen. David Gabra aus Ägypten arbeitet noch bis Januar 2017 als „Pfarrer auf Probe“ in der Gemeinde Haarzopf und im Weigle-Haus.
- David Gabra kam 2014 aus Ägypten nach Essen
- Er interessierte sich immer schon für die Theologie Dietrich Bonhoeffers
- Heute arbeitet er als Pfarrer in Haarzopf und im Weigle-Haus
Er versteht sich als „Brücke zwischen den Kulturen“, vor allem in Zeiten der Flüchtlingskrise: David Gabra ist ein ägyptischer Christ und arbeitet als Pfarrer der Evangelischen Kirche in der Gemeinde Haarzopf sowie im Weigle-Haus, das direkt an der A40 liegt. Damit ist der 37-Jährige der erste evangelische Pfarrer mit Zuwanderungsgeschichte in Essen. Seine Probezeit endet im Januar 2017. „Danach wäre es mein Traum, fest als Pfarrer in Essen arbeiten zu können.“
Die christliche Kirche existiert in Ägypten schon seit dem ersten Jahrhundert. In der heutigen Zeit gehört jedoch nur noch eine Minderheit dem christliche Glauben an. Seit 2014 lebt er in Deutschland. Geboren wurde er in der Stadt Al Minya in Mittelägypten. Seine Familie gehört schon lange dem christlichen Glauben an, bereits die Großeltern waren Christen. Gabra verließ Al Minya und zog nach Hurghada. Die stark vom Tourismus geprägte Stadt besaß bis dahin keine eigene christliche Gemeinde. In acht Jahren baute er eine evangelische Gemeinschaft auf, mit Schulen und einem Kindergarten.
Wegen Dietrich Bonhoeffer nach Deutschland gekommen
In Kairo studierte er Theologie. Während seiner Studienzeit musste er zwischen Hurghada, wo er am Wochenende als Pfarrer arbeitete, und Kairo pendeln. „Das war sehr stressig. Ich war Student und musste jedes Wochenende fünf Stunden mit dem Bus fahren.“
Warum ist er nach Deutschland gekommen? Gabra zögert keine Sekunde mit der Antwort: „Dietrich Bonhoeffer.“ An dem deutschen Theologen bewundert er „seine Ethik der Verantwortung“, die Nächstenliebe predigt.
Doch vor allem die Beziehung zu seiner Ehefrau, die aus Remscheid stammende Eva Gabra, welche ebenfalls Pfarrerin ist, war ausschlaggebend für seinen Umzug nach Deutschland. Mit ihr hat er mittlerweile zwei kleine Kinder.
Sein Arbeitsalltag in Haarzopf beschreibt er als normale Pfarrtätigkeit: „Ich mache alles – das fängt bei der Taufe an, geht über Trauungen und die regelmäßigen Gottesdienste bis zu den Beerdigungen.“ Vorbehalte und Misstrauen hat Gabra als ausländischer Pfarrer nicht erlebt. Im Gegenteil, denn es komme oft zu Gesprächen mit Gemeindemitgliedern: Dann werde über Ägypten und Erfahrungen in der arabischen Welt diskutiert. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Umgang miteinander.“
"Viele Menschen denken bei Flüchtlingen nur an die Probleme"
Im Weigle-Haus hält er jeden zweiten Sonntag den Gottesdienst, seine Arbeit hat dort mehr mit Flüchtlingen zu tun: Gabra hat einen internationalen Bibelkreis aufgezogen und veranstaltet Konzerte zu Gunsten der Flüchtlingshilfe.
Was Gabra derzeit stört, ist: „Viele Menschen denken bei Flüchtlingen nur an die Probleme, dabei darf man den Menschen dahinter nicht vergessen.“ Die Gemeinde, besonders im Weigle-Haus, könne da eine wichtige Rolle spielen und den Flüchtlingen die deutsche Kultur näher bringen.
Auch in Ägypten müssen immer mehr Menschen fliehen. Die ägyptische christliche Minderheit wird immer noch diskriminiert, verfolgt und zum großen Teil unterdrückt. Es kommt immer wieder zu tödlichen Anschlägen auf christliche Institutionen. Gabra kann die Ängste der Flüchtlinge gut verstehen.
Auch für ihn war es nicht unbedingt leicht, seine Heimat zu verlassen. Sein Herzensprojekt, der Aufbau der Gemeinde in Harghada, ließ er zurück. Doch spätestens, seit das Thema Flüchtlinge in Deutschland und in Essen die Agenda beherrscht, weiß Gabra, dass er hier richtig ist. So hat seine Tätigkeit als Pfarrer einen höheren Sinn gefunden, den er lange gesucht hat. „Ich kann mich in beide Seiten hineinversetzen, ich will als Bindeglied dienen.“