Essen. . Die Freie evangelische Gemeinde Essen-Mitte wird 150 Jahre alt. Die Zahl der Gläubigen ist konstant. Die Gemeindearbeit finanziert sich über Spenden.

Das kleine christliche Gebäude-Ensemble an der Hofterbergstraße wird manchmal übersehen, weil es unauffällig im langen Schatten des Essener Rathauses liegt. Nur hat das Zentrum der Freien evangelischen Gemeinde Essen-Mitte eine erheblich längere Tradition vor Ort als der groß gewachsene Nachbar. Die Gläubigen feiern zudem in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: Seit 150 Jahren gibt es die Freie evangelische Gemeinde Essen-Mitte. Sie ist die älteste der vier Freien evangelischen Gemeinden in der Stadt. Und zudem eine der ältesten freien Gemeinden in Deutschland. „Wir sind schon ein bisschen stolz und dankbar für dieses besondere Jubiläum“, sagt Pastor Lars Linder.

Die kleine Gemeinde hatte der Kaufmannsgehilfe Friedrich Grenner 1865 mit 30 Gläubigen in Steele gegründet. 1890 erfolgte der Umzug auf den Hofterberg. Nach der Zerstörung des Gemeindehauses 1943 durch englische Bomben wurde es nach Kriegsende wieder errichtet und als erster Neubau auf dem Hofterberg 1951 eingeweiht.

"Die Menschen suchen und finden uns"

Die Gemeinde im Schatten des Rathauses zählt im Jubiläumsjahr 100 Mitglieder sowie 50 Freunde, die Gottesdienste und Veranstaltungen besuchen und sich in der Gemeindearbeit einbringen. Die Freie evangelische Gemeinde Essen-Mitte erhält keine Kirchensteuern, sondern muss sich über Spenden und Zuwendungen finanzieren. Ihr Jahreshaushalt liegt bei 160. 000 Euro. Damit werden das Gemeindezentrum, Gottesdienste, Seniorentreffen und Gemeindebibelschule finanziert. Und das Café Pause, mit dem sich die Gemeinde im Stadtteil engagiert.

Impulsvorträge von Sonntag bis Dienstag

Am Sonntag beginnen die Jubiläumsfeierlichkeiten. Bis Dienstag steht eine Vortragsreihe mit Grimme-Preisträger und Kabarettist Martin Buchholz an.

Thema der Impulsvorträge mit Liedern, Texten und Musik: „Läuft. Anders. Bei. Gott.“

Sonntag ab 10 Uhr heißt es „Skeptiker willkommen“. Um 20 Uhr lautet das Thema „Ja, genau, diesen Gott gibt es nicht“.

Montag (20 Uhr): „Jedem Scheitern wohnt ein Aufbruch inne...“. Dienstag (20 Uhr): „Gott sei Dank kann ich klagen“.

Die in den letzten Jahren konstante Zahl der Mitglieder und Freunde sichert den Etat der Gemeinde. „Allerdings“, sagt Pastor Lars Linder, „wurde in den letzten zehn Jahren die Hälfte unserer Mitglieder vor allem durch Umzüge der Gläubigen ausgetauscht.“ Eine Herausforderung für die Freie evangelische Gemeinde, die deshalb beispielsweise auf ihrer Internetseite aktiv um neue Mitglieder wirbt. „Die Menschen suchen und finden uns“, erklärt Pastor Linder.

Er ist Vorsitzender der AG Christlicher Kirchen in Essen. In dem Gremium für ökumenische Zusammenarbeit schauen vor allem die evangelische und die katholische Kirche, die gerade viele Mitglieder verlieren, genau hin, wie sich die Freie evangelische Gemeinde um neue Gläubige bemüht. Und dabei erfolgreich ist.