Essen. . Künstler wie Antonio Makutima aus Angola gestalten einen berührenden Abend im Weigle-Haus. Wo Flüchtlinge auf der Bühne und im Publikum zu Gast waren.
Benefizkonzerte für Flüchtlinge veranstalten derzeit viele Einrichtungen – stellen sie doch auch eine willkommene Gelegenheit dar, miteinander ins Gespräch zu kommen und eine Begegnung in ungezwungener Atmosphäre zu ermöglichen. Ein solches Benefiz-Konzert veranstalteten nun auch die Macher des Weigle-Hauses an der A 40 – verfolgten dabei jedoch einen etwas anderen Ansatz.
„Konzert mit Flüchtlingen – Hand in Hand“ steht auf Deutsch und Arabisch auf den Flugblättern. Ein Titel, der deutlich macht, dass die Flüchtlinge nicht nur Gäste, sondern auch Mitwirkende sein sollen. Alexander Heil vom Weigle-Haus über diese Intention: „Wir wollen den Menschen zeigen, dass sie in jeder Hinsicht willkommen sind.“ Die Idee für ein solches Konzert entstand in der Jugendgemeinde des Weigle-Hauses, „wir haben dort sehr viele Besucher mit Migrations- und Fluchthintergrund“, sagt Heil. Und auch im Organisationsteam verfolgt das Weigle-Haus einen internationalen Kurs: Im Verwaltungsrat sitzt seit kurzem eine aus Syrien geflohene Frau, und ein ägyptischer Pastor ist mitbeteiligt an der Gestaltung der Gottesdienste.
Als Top-Act für den Abend mit Musik, Gesprächen und gemeinsamem Essen konnten die Organisatoren die Liedermacherin und Sängerin Sarah Brendel gewinnen. In der christlichen Musikszene in Deutschland ist Brendel keine Unbekannte, konnte ihre größten Erfolge jedoch bislang in den USA verbuchen, wo sie mehrmals tourte und verschiedene Plattenverträge unterschrieb. „Mit anderen Künstlern zusammen habe ich vor vielen Jahren schon einmal in Jerusalem ein Konzert mit und für Flüchtlinge gespielt. Das war eine großartige Erfahrung und ich habe mir gedacht, das muss man wiederholen“, sagt die stets etwas verträumt wirkende Sängerin. Zusammen mit interessierten Flüchtlingen hatte sie im Vorfeld des Konzerts ein Programm zusammengestellt und die Proben angeleitet.
Traditionelle Lieder aus der Heimat
Die Idee des Miteinander und Füreinander kam anscheinend gut an – so mussten kurz vor Beginn des Konzerts aufgrund des großen Andrangs noch weitere Sitzplätze geschaffen werden. Die Besucher: viele Flüchtlinge aus den umliegenden Unterkünften, aber auch zahlreiche andere Gäste.
Gleich am Anfang sorgte der angolanische Trommler Antonio Makutima für wippende Füße, lautes Mitklatschen und gezückte Handykameras. Spontan holte er Flüchtlingskinder aus dem Publikum auf die Bühne, tanzte und trommelte gemeinsam mit ihnen. Der in Angola als gefeierter Star geltende Künstler lebt seit 19 Jahren in Deutschland – und hat immer noch keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.
Bewegende Momente gab es an diesem Abend reichlich. So wie den Auftritt eines 21-jährigen syrischen Flüchtlings, der traditionelle Lieder aus seiner Heimat sang – und dabei das erste Mal in seinem Leben auf einer Bühne stand. „Ich bin alleine in Deutschland. Das Singen und die Musik helfen mir, mit der Situation zu leben.“
Zeichnungen, aus denen Leid wie Hoffnung spricht, präsentierte der Künstler Accad Yonan dem sichtlich berührten Publikum. Es war ein Abend, der unter die Haut ging, und nicht zuletzt ein Appell an die Menschlichkeit.