Essen-Steele. . Die erst vor einem Jahr gegründete Caritas-Flüchtlingshilfe feierte in Steele ein Nikolausfest mit vielen bewegenden Momenten.

Als Fadi Muay ad Afram die ersten Takte zu „Wir sagen euch an den lieben Advent“ dirigiert und ein Chor aus Flüchtlingskindern zu singen beginnt, wird es mucksmäuschenstill im Saal der Fürstin-Franziska-Christine Stiftung.

Rund 200 Flüchtlinge, Ehrenamtliche und Politiker feiern dort auf Einladung der Essener Caritas-Flüchtlingshilfe gemeinsam den Nikolaustag. Weitere Lieder in deutscher und aramäischer Sprache hat der 25-jährige Leiter des Kinderchors mit seinen Schützlingen einstudiert – für ihn eine Herzensangelegenheit. Fadi Muay ad Afram kam selbst vor drei Jahren als Flüchtling nach Essen – geflohen aus der Nähe von Mossul im Nordirak, wo er aufgrund seiner christlichen Religion verfolgt wurde. Mit der Gründung des Chores aber auch mit seiner ehrenamtlichen Arbeit im Möbellager der Caritas wolle er ein Stück jener Willkommenskultur zurückgeben, die er selbst erlebt habe, sagt der junge Mann: „Deutschland lebt vor, dass es gemeinsam geht und gibt uns alle Möglichkeiten. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Neue kirchliche Heimat in der Heilig-Kreuz-Gemeinde

Fadi Muay ad Afram gehört der syrisch-katholischen Exilgemeinde an, die in der Heilig-Kreuz-Gemeinde im Südostviertel eine neue kirchliche Heimat gefunden hat. Viele Gemeindemitglieder haben den Nachmittag vorbereitet, an dem neben Weihnachtsplätzchen arabische Spezialitäten serviert werden, orientalische Klänge auf deutsche Adventslieder treffen. Mit einer solchen Entwicklung hätte auch Rudi Löffelsend nicht gerechnet, als er mit einigen Mitstreitern vor knapp einem Jahr den Verein Caritas-Flüchtlingshilfe Essen gründete – ursprünglich, um die Auslandshilfe des Caritasverbands für das Bistum Essen fortzuführen.

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Mittlerweile bündelt der Verein viele ehrenamtliche Initiativen an seinem Standort an der Elisenstraße, bietet ein Möbellager und Sprachkurse an. So schwierig die Situation noch immer ist, sei Essen vorbildlich, sagt Löffelsend. „Das gilt sowohl für das ehrenamtliche Engagement der Bürger als auch für die Stadt, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste tut“, sagt Löffelsend. Am 16. Dezember fliegt er gemeinsam mit weiteren Helfern nach Erbil im Irak, um verfolgte Jesiden in dem erst im November fertig gestellten „Flüchtlingsdorf NRW“ zu besuchen und dort rund 1500 Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Eine Arbeit, die auch NRW-Integrationsminister Rainer Schmeltzer gestern lobte und sich direkt an die Flüchtlinge im Saal wandte: „Wir wollen, dass sie alle unsere Kollegen und Nachbarn werden.“ Elementarer Schlüssel dafür sei die deutsche Sprache: „Ich bin stolz auf so viele Helfer in den Sprachkursen, hier sind wir auf einem guten Weg“, sagte Schmeltzer. Dabei brauchte es am Ende des Nachmittag keinerlei Sprachkenntnisse: der Nikolaus mit seinem Sack voller Geschenke schafft es schließlich ohne viele Worte, jede Menge Freude zu schenken.