Essen. Ein 27-Jähriger soll laut Anklage seine schwangere Freundin misshandelt haben. Vor der VII. Strafkammer spricht er von einem Streit ohne Gewalt.
- Laut Anklage soll Essener seiner schwangeren Freundin in den Bauch getreten und geboxt haben
- 27-Jähriger soll Lebensgefährtin sogar über den Balkon gehalten haben
- Angeklagter weist die Vorwürfe vor Gericht zurück
Brutale Gewalt gegen die schwangere Freundin oder „normaler” Beziehungsstreit? Über diese Frage muss die VII. Strafkammer entscheiden. Angeklagt ist ein Stoppenberger (27).
Zehn Fälle nennt die Staatsanwaltschaft. Ein Jahr lang zwischen September 2011 und September 2012 soll es zu Gewalttaten gekommen sein, wenn der 27-Jährige mit dem Verhalten der Freundin nicht einverstanden war. Mal soll er sie geohrfeigt haben, dann ist die Rede von Würgen, einem Faustschlag aufs Auge, von Tritten ins Gesicht.
Einmal hätte er sie über den Balkon gehalten
Übel hören sich die Körperverletzungen an, als die heute 26-Jährige mit dem gemeinsamen Kind schwanger war. Da soll er ihr Tritte und Fausthiebe in den Bauch verpasst haben. Einmal hätte er sie auch über den Balkon gehalten: „Einfach dich und deine kleine Missgeburt runter schmeißen.” Er hätte sie dann auf den Balkon gezogen: „Wahrscheinlich wärst du nach dem Sturz nur behindert. Wenn, dann will ich deinen Tod.”
Der Angeklagte weist die Vorwürfe zurück. Über seinen Verteidiger Wolf Bonn bestätigt er zwar, dass es Streit in der Beziehung gegeben hätte, gewalttätig sei er aber nie geworden. Ein unbeschriebenes Blatt ist er nicht. Mehrere Vorstrafen stehen im Register, zuletzt hatte ihn das Landgericht Essen 2013 zu zwei Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.
Frau lebt an einem geheimen Ort
Die 26-Jährige lebt an einem geheimen Ort, nachdem sie 2013 in einem anderen Verfahren gegen den Angeklagten ausgesagt hatte. Zeugenschützer der Polizei bringen die zierliche Frau in den Saal. Sie bleibt bei den Vorwürfen. Auch ihre Eltern hätte er bedroht. Seit Schulzeiten kannte sie ihn.
Richterin Gabriele Jürgensen fragt nach. Sie will wissen, warum die 26-Jährige sich nicht früh vom Angeklagten trennte. Die 26-Jährige versucht zu erklären, manchmal fehlen die Worte, manchmal weint sie. Warum sie immer wieder zu ihm zurück kam? „Heute kann ich es mir selbst nicht erklären. Aber er hätte mich auch nie gehen lassen, hätte mich immer gefunden.”
Das Gericht vernimmt die Frauenärztin, zu der die Zeugin in der Schwangerschaft sporadisch gegangen war. Nein, blaue Flecken an der Frau hätte sie nicht gesehen. Zwei weitere Tage hat die Kammer angesetzt, um den Fall zu klären.