Essen. . Ratten an einem Problemhaus in der Nachbarschaft und die desinteressierten Besitzer und Mieter ärgern einen Hauseigentümer. Warnung vor Giftködern.
- Ratten tanzen auf überquellenden Mülltonnen und Plastiksäcken voller Abfall
- Schädlingsbekämpfer und Stadt warnen vor offen ausgelegten Giftködern
- Konsequente Müllentsorgung ist die beste Vorbeugung
Wenn Martin Weiß, Hauseigentümer der Heintzmannstraße 15 in Altendorf, auf den Hinterhof des Nachbargrundstückes Nummer 13 schaut, vergeht ihm der Appetit. Denn auf den überquellenden Mülltonnen und prallvollen Müllsäcken tanzen die Ratten. „Niemand unternimmt etwas gegen die Rattenplage“, ärgert sich Weiß.
Vor einer Woche hat Weiß die Rattenplage in einem Video-Clip dokumentiert und dieser Zeitung übermittelt. Er empört sich über den offenkundig desinteressierten Hauseigentümer und seine Mieter. „Aus einem anderen Nachbarhaus werfen die Leute den Müll sogar aus dem Fenster.“
Giftköder trotz spielender Kinder in Altendorf
Schrottimmobilien – Müllberge – Ratten: Ein Phänomen, das die Nachbarn der Schrottimmobilien Palmbuschweg/Rahmstraße in Altenessen seit geraumer Zeit mit zunehmendem Ekel in Augenschein nehmen. Auf die jüngsten Zeitungsberichte, so Hausbesitzer Sebastian Nowak (Rahmstraße 112), habe der Eigentümer der Problemhäuser folgendermaßen reagiert. „An vielen Hauseingangstüren oder Bretterverschlägen prangen nun handschriftliche Warnungen ‘Vorsicht Rattengift’.“
Aus Nowaks Sicht eine Farce, zumal wohl keiner der Mieter ein Wort Deutsch spreche. Hinzu kämen die Gefahren, die von offen ausgelegten Giftködern insbesondere für die vielen spielenden Kleinkinder ausgingen.
Michael Görgens ist Vertriebsleiter der Schädlingsbekämpfungsfirma „Gsell & Gsell“ am Zehnthof, mit 35 Mitarbeitern die größte in Essen. Auf sparsame Grundstückseigentümer, die günstiges Rattengift aus dem Baumarkt à la „Rattolin“ offen auslegen, reagiert der professionelle Rattenbekämpfer mit einem Kopfschütteln. „Die Tiere haben längst Resistenzen dagegen entwickelt, deshalb sind die Produkte der so genannten ersten Generation meistens vollkommen sinnlos.“ Die gewünschte tödliche Wirkung erzielten allenfalls Substanzen der zweiten Generation, die allerdings ausschließlich in die Hände professioneller Schädlingsbekämpfer gehörten. „Schon bei einmaliger Aufnahme dieses Wirkstoffs stirbt die Ratte fünf bis sieben Tage später“, berichtet Görgens. In jedem Fall gelte der Grundsatz: Rattengift niemals offen, sondern in speziellen Köderstationen auslegen. Wie ein Stadtsprecher mitteilt, handele es sich beim unsachgemäßen, offenen Auslegen von Giftködern um einen klaren Gesetzesverstoß, der Ermittlungen des Ordnungsamtes nach sich ziehe.
Essener Entsorgungsbetriebe EBE nicht zuständig für Ratten
Die Essener Entsorgungsbetriebe EBE betonen, dass sie für die Beseitigung von Abfall und nicht für Rattenbekämpfung zuständig sind. „Grundstückseigentümer müssen dafür sorgen, dass in Zahl und Größe ausreichende Mülltonnen bereitstehen“, betont EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. Müll in Plastiksäcken daneben zu stellen, sei verbreitet, aber nicht zulässig. Schädlingsbekämpfer Michael Görgens argumentiert ähnlich: „Die beste Prävention gegen Rattenplagen ist eine konsequente Müllentsorgung.“ Doch immer häufiger begegneten ihm Eigentümer von Schrottimmobilien, die aus Profitgier bei den Abfallgefäßen sparen würden. Sei die Rattenplage einmal da, sei der Fachmann gefragt. „Rattenbekämpfung gehört in die Hände professioneller Schädlingsbekämpfungsfirmen.“