Essen. . Hauseigentümer und Anwohner der Altenessener Problemhäuser hat die Missstände beim Ordnungsamt angezeigt. Die Stadt Essen nimmt nach eigenen Angaben die Beschwerden ernst.
- Missstände beim Ordnungsamt der Stadt angezeigt.
- Stadtsprecherin: „Wir nehmen die Beschwerden sehr ernst“
- Hauseigentümer ist aufgefordert, Unrat und Sperrmüll zu beseitigen
Der seit langem angestaute Ärger in der Nachbarschaft der zugemüllten Schrottimmobilien im Quartier Palmbuschweg/Rahmstraße weitet sich aus. Jetzt hat ein Hauseigentümer die Stadt Essen per Anzeige auf die skandalösen Zustände in den heruntergekommenen „Lawrenz-Häusern“ aufmerksam gemacht. Entnervt prangert er darin das „massive Rattenaufkommen“ an und die „stark erhöhte Feuchtigkeit und Schimmel in allen Häusern“.
Sebastian Nowak hat das Haus Rahmstraße 112 vor anderthalb Jahren gekauft und gründlich renoviert. Angewidert verfolgt er seitdem den schleichenden Zerfall der Problemhäuser vis-à-vis, der auch die Wohnqualität seiner Immobilie auf dramatische Weise mindere.
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„Auf den Grundstücken der Lawrenz-Häuser herrscht eine Rattenplage“ berichtet der Eigentümer, und lässt als Beweis ein Video abspielen, das er vergangenen Freitag um 13 Uhr auf dem zugemüllten und für jedermann zugänglichen Hinterhof aufgezeichnet hat. „Am helllichten Tag tummelten sich dort 20 bis 30 Zentimeter große Ratten, offenbar schon an Menschen gewöhnt, im Garten.“
Entsetzen über die Zustände in den Schrottimmobilien
Die Misere setze sich in den Kellern und Treppenhäusern fort. „Es riecht überall nach Fäkalien und Feuchtigkeit“, sagt Nowak. Ekelige Zustände, die angeblich sogar in den Wohnungen vorherrschten. So habe eine Bewohnerin von defekten Sanitäranlagen berichtet – und von Schimmel und Gestank.
Bei den meisten Bewohnern handelt es sich um Zuwanderer aus dem EU-Land Rumänien, überwiegend Roma-Familien, die von der Hand in den Mund leben. Hinter vorgehaltener Hand sprechen sie von einem Klima der Einschüchterung und von einem „Geldeintreiber“, der massiven Druck auf die Mieter ausübe und im Namen des Eigentümers die Miete in bar kassiere.
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Diejenigen, die in den völlig intakten Häusern in der Umgebung leben, verfolgen mit Entsetzen die Zustände in den Schrottimmobilien. Viele schweigen – aus Angst vor Repressalien. Es sei ein offenes Geheimnis, dass der Hauseigentümer in den Schrottimmobilien so genannte „Matratzenlager“ aufgeschlagen hat. „Die Wohnungen sind gnadenlos überbelegt, so wohnen in den 60 bis 80 Quadratmeter großen Wohnungen jeweils bis zu zwölf Personen, ohne die Kleinkinder und Säuglinge mitzurechnen“, berichtet Nowak. Für ihn stehe fest, dass der Eigentümer hier einen „regelrechten Elendstourismus“ betreibe. Erst am Montag will Nowak beobachtet haben, wie in einer Wohnung ein neues Matratzenlager hergerichtet wurde. Zuerst habe man Sperrmüll und Elektrogeräte großflächig auf dem Gehweg verteilt, daraufhin seien „sechs bis acht nagelneue Doppelmatratzen“ ins Haus geschafft worden.
Stadtsprecherin: "Nehmen die Beschwerden sehr ernst“
Nowaks Angaben zufolge erzielen Miethaie bei der tageweisen Vermietung einer Matratze an bitterarme rumänische Armutsflüchtlinge etwa 15 bis 20 Euro. Im günstigsten Fall streiche ein Miethai auf diese Weise Mieteinnahmen ein, die eine reguläre Altbau-Monatsmiete um ein Vielfaches überträfen. Andere Anwohner klagen darüber, dass der Gehweg wegen des Sperrmülls tagelang nicht passierbar war, Tiefkühlgeräte sollen schon seit Wochen auf dem Bürgersteig vor sich hindümpeln.
„Wir nehmen die Beschwerden der Anwohner sehr ernst“, erklärte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Der Eigentümer sei aufgefordert worden, den Müll vom Hinterhof sowie den Sperrmüll auf dem Gehweg zu beseitigen. Mittwochmorgen werde ein Müllfahrzeug kurzfristig den Sperrmüll abfahren. Ferner soll er dafür sorgen, dass Unbefugte die Hinterhöfe nicht mehr betreten können. Die Stadt sei dauerhaft an Ordnung interessiert.