Essen. . Die Unterbringung junger Flüchtlinge, die allein nach Essen kommen, stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Sämtliche Heimplätze sind belegt.
Sie sind halbe Kinder und werden doch oft mit den Erwartungen der ganzen Familie auf die Flucht geschickt. Wenn sie den Weg hierher bewältigt haben, gelten sie wieder als besonders schutzbedürftig. Derzeit kümmert sich das Essener Jugendamt um 287 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – und sucht ständig Plätze für Neuankömmlinge.
Wie schwer das ist, beleuchtet eine Vorlage, die am Dienstag im Sozialausschuss behandelt wird. Demnach muss Essen in den nächsten Monaten noch mindestens 143 junge Flüchtlinge aufnehmen. Laut Jugendamt werde der Gesamtbedarf bald sogar bei 500 Plätzen liegen.
Geld wird den Kommunen erstattet
Die Kosten für Versorgung und Unterbringung eines Jugendlichen liegen bei 150 bis 280 Euro am Tag und werden sich in einem Jahr auf gut 19 Millionen Euro summieren, sagt Jugendamtsleiterin Annette Berg. „Das Geld wird uns zu hundert Prozent vom Landschaftsverband Rheinland erstattet.“ Dazu zahle das Land für jeden Jugendlichen pauschal 3100 Euro pro Jahr für den zusätzlichen Verwaltungsaufwand. So kommen noch einmal ca. 1,2 Millionen Euro zusammen.
Wie dieser Aufwand aussieht, geht aus der eingangs zitierten Vorlage hervor: Fast täglich spreche die Stadt mit freien Trägern, auch mit solchen, die noch keine Betriebserlaubnis für stationäre Angebote hatten. Häufig berichten die angesprochenen Initiativen und Verbände, wie schwer es sei, Immobilien sowie Fachkräfte zu finden.
Jüngste Flüchtlinge von Obdachlosigkeit bedroht
Die Plätze in den regulären Heimen seien längst belegt, darum arbeite man mit Gästehäusern zusammen. Die Versorgungslücke von 200 Plätzen habe man so seit November 2015 auf 160 reduzieren können. Im März/April soll sie geschlossen sein. Angesichts der ungewissen Entwicklung wolle man jetzt für eine Notfallreserve sorgen. Auf 500 Plätze zu kommen, stelle das Jugendhilfesystem aber vor „enorme Herausforderungen“.
Längst musste das Jugendamt gut 200 Notplätze schaffen – sonst hätte just den jüngsten Flüchtlingen Obdachlosigkeit gedroht. (wan)