Essen. Weil in Essen absehbar 1900 Plätze für Asylbewerber fehlen, sucht die Stadt neue Standorten. Im Gespräch ist auch der Verkehrsübungsplatz in Frillendorf.
- Bei der Unterbringung von Flüchtlingen schlittert Essen von einer Krise in die nächste
- Bis Ende Juli fehlen 1900 Plätze für die zugewiesenen Menschen
- Sogar die Bebauung ganzer Straßenzüge wird nicht mehr ausgeschlossen
Bei der Unterbringung von Flüchtlingen schlittert Essen von einer Krise in die nächste: Weil die neuen vom Rat der Stadt im Februar erst noch zu beschließenden Asylstandorte frühestens ab dem Spätsommer realisiert werden können, muss die Verwaltung abermals auf kurzfristig eingestielte Notlösungen zurückgreifen. Der Druck ist offenbar so groß, dass sogar der Bau eines Containerdorfes für immerhin 1500 Menschen in Frillendorf nicht mehr ausgeschlossen wird.
Zu wenig Plätze der bereits geplanten Zeltdörfer
Denn bis Ende Juli fehlen 1900 Plätze für die zugewiesenen Menschen, selbst wenn die zusätzlichen Zeltdörfer an der Vaestestraße in Burgaltendorf, an der Hamburger Straße in Frohnhausen und der Levinstraße in Dellwig wie geplant zwischen Ende Februar und Mitte April bezugsfertig sind.
Diese Hiobsbotschaft hat die Stadtspitze gestern der Politik mitgeteilt. Man rechne zwischen März und Juli mit insgesamt rund 3500 Neuankömmlingen, hieß es da, könne nach jetzigem Stand der Planungen aber nur auf absehbar 1600 freie Plätze zugreifen. Neue Standorte werden also dringendst benötigt, so der Tenor.
Einige davon hat der Krisenstab unter der Leitung von Ordnungsdezernent Christian Kromberg, der die Bauverwaltung bereits um die Prüfung einer ganzen Reihe von Grundstücken mit festem Untergrund und der Möglichkeit eines Versorgungsanschlusses gebeten haben soll, nach Informationen dieser Zeitung bereits im Blick.
Die mit Abstand größte zusätzliche Notunterkunft für Flüchtlinge könnte dem Vernehmen nach dort entstehen, wo bislang Führerscheinanfänger ihre Runden drehen und Autofahrer Sicherheit trainieren: Auf dem 21.000 Quadratmeter großen Verkehrsübungsplatz der Verkehrswacht am Schacht Hubert in Frillendorf wäre Platz für ein Containerdorf, das 1500 Menschen beherbergt.
Hiobsbotschaft für die Politik
In der engeren Auswahl sind zudem zwei Standorte im Süden der Stadt, die Raum für jeweils 200 Flüchtlinge böten: der Parkplatz III der Messe Essen an der Eduard-Lucas-Straße in Rüttenscheid und der Parkplatz vor der Turnhalle an der Prinz-Friedrich-Straße in Kupferdreh. Im Blick hat die Stadt aber auch Stellflächen vor dem RWE-Stadion an der Hafenstraße und vor dem Regattaturm am Baldeneysee. Sogar die Bebauung ganzer Straßenzüge wird nicht mehr ausgeschlossen, wobei es zu wohl lange dauern dürfte, bis alle rechtlichen Hürden aus dem Weg geräumt sind, um ein solches Vorhaben tatsächlich umzusetzen.
Entschieden sei noch nichts, hieß es gestern an die Adresse der Politik. Entschieden werden müsse aber sehr bald. Ungeklärt ist bislang allerdings, ob eine kurzfristige Beschaffung der notwendigen Container überhaupt möglich ist. Denn der Markt ist wie leer gefegt. Entstehen jedoch bis April keine neuen Unterbringungs-Plätze in ausreichender Zahl, passiert erneut das, was die Stadt eigentlich unter allen Umständen verhindern wollte und will: Abermals werden dann Turnhallen mit Flüchtlingen belegt.
Daran ändert dann auch der Kompromiss nichts, den die Stadt nach Angaben von Sozialdezernent Peter Renzel jüngst mit der Bezirksregierung Arnsberg geschlossen hat. Demnach muss Essen ab der zweiten Jahreshälfte zur Erfüllung der Aufnahmequote „nur“ 870 Flüchtlinge zusätzlich unterbringen – zuzüglich der rund 700 Menschen, die der Stadt Monat für Monat eh neu zugewiesen werden.