Essen. . Die Anmeldezahlen fürs Schuljahr 2016/17 setzen die Stadt unter Druck: Bis März sollen Vorschläge her, wo eine weitere Gesamtschule entstehen kann.

  • Gesamtschulen: Erneut wurden insgesamt mehr Kinder angemeldet
  • Nachfrage an einzelnen Gesamtschulen unterscheidez sich deutlich
  • Umverteilung der Schüler erfolgt in dieser Woche

Die Anmeldezahlen der sieben städtischen Gesamtschulen fürs Schuljahr 2016/17 setzen die Schul- und Immobilienverwaltung unter Druck. Denn erneut wurden insgesamt deutlich mehr Kinder angemeldet, als freie Plätze verfügbar sind. Knapp 100 Viertklässler werden keinen Platz an einer Gesamtschule bekommen, obwohl sie am vergangenen Wochenende dort vorstellig wurden. Sie müssen sich nach einem Platz an einer Haupt- oder Realschule oder an einem Gymnasium umsehen – diese Schulen nehmen am übernächsten Wochenende Anmeldungen an.

Wie in jedem Jahr, unterscheidet sich die Nachfrage an den einzelnen Gesamtschulen aber deutlich – vier Gesamtschulen erhielten mehr Anmeldungen, als sie freie Plätze haben, an drei Gesamtschulen wurden weniger Anmeldungen entgegengenommen (siehe Info-Kasten). Die Umverteilung der Schüler erfolgt in dieser Woche. Unterm Strich bleiben es jedoch rund 80 Anmeldungen zu viel.

Umverteilung nach Wünschen der Eltern 

Die Umverteilung erfolgt nach den Wünschen der Eltern, die vorher einen Zweitwunsch angeben mussten. Die Zahl jener, die nach der Absage der Wunsch-Gesamtschule direkt an eine Haupt- oder Realschule oder ans Gymnasium gehen, dürfte beträchtlich sein.

Trotzdem bleibt das seit Jahren bestehende Kapazitätsproblem der städtischen Gesamtschulen beträchtlich. Das liegt auch daran, dass volle Eingangsklassen problematisch sind - dann bleibt in den Jahrgängen sechs oder sieben kein Platz mehr für Quereinsteiger, die zum Beispiel vom Gymnasium kommen.

Volle Fünfer-Klassen ein Problem

Im November hatte der Schulausschuss mit den Stimmen fast aller Fraktionen (bis auf FDP) die Verwaltung beauftragt, bis März eine Vorschlagsliste mit Standorten zu erstellen, die für eine neue Gesamtschule in Betracht kommen. Sowohl bestehende Gebäude sollen dabei berücksichtigt werden als auch Flächen, auf denen neu gebaut werden könnte.

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„Die Gesamtschulen sind seit Jahren sehr gut nachgefragt, eine weitere ist nötiger als je zuvor“, betont Ulrike Pelikan, die Sprecherin der Essener Gesamtschulen. Auch SPD-Schulpolitiker Manfred Reimer findet, dass die neuen Zahlen ein wiederholter Ausdruck für die Notwendigkeit sind, eine weitere Gesamtschule einzurichten. Allein die Standortfrage sei „sehr schwierig“. Noch, berichtet Reimer, habe die Verwaltung übrigens keine Vorschläge gemacht. Andreas Kalipke, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, gibt zu bedenken, dass „das A und O in dieser Angelegenheit die Standortfrage“ sei. „Daran hängt alles.“

Genau das ist – neben der Frage, ob es überhaupt passende Gebäude gibt – die entscheidende Frage: Stadtteil und andere Schulen in der Nähe entscheiden mit über das Gelingen einer neu einzurichtenden Schule. Die Gesamtschule Borbeck erreichte zum Beispiel wieder Spitzenwerte bei den Anmeldungen und hat längst das theoretische Okay für eine Vergrößerung von vier auf fünf Züge. Allein: Wie das baulich bewerkstelligt werden soll, ist noch unklar. Gegenbeispiele: Gesamtschulen wie Nord oder Bockmühle bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten, die Zahlen betreffend. „An der pädagogischen Arbeit kann es ganz bestimmt nicht liegen“, sagt Schulform-Sprecherin Ulrike Pelikan. „Im Gegenteil: Besonders in Brennpunkten leisten die Gesamtschulen eine Arbeit, deren Bedeutung gar nicht groß genug eingeschätzt werden kann.“

Ironie der Geschichte: Vor Jahren war das Aus für die Gesamtschule Süd (Stadtwald) beschlossen worden. Sie hatte viele Jahre schlechte Werte erzielt, nimmt seit 2012 keine neuen Fünfer mehr an. Die Schule musste von Gesetz wegen auslaufen.