Essen. . Null-Toleranz-Strategie: Ab kommender Woche sollen Ordnungskräfte dafür sorgen, dass sich die Szene zum neuen Standort an der Hollestraße bewegt

  • Zu einem freiwilligen Umzug war die Trinkerszene nicht zu bewegen
  • Ordnungsdezernent kündigt eine Präsenz von behördlichen Kräften an
  • Die flankierende soziale Betreuung der Menschen findet weiter statt

Alle Appelle der Sozialarbeiter liefen in den vergangenen drei Monaten offenbar ins Leere: Zu einem freiwilligen Umzug vom Willy-Brandt-Platz zum neuen Standort an der Hollestraße war die Trinkerszene sichtlich nicht zu bewegen. Jetzt erhöht die Stadt den Druck auf die suchtkranken Menschen, damit „der Willy-Brandt-Platz als ständiger Aufenthaltsort an Attraktivität verliert und die Personen diesen Ort nicht mehr nutzen werden“, sagte gestern Christian Kromberg, der ab der kommenden Woche durchgreifen lassen will.

Ab der zweiten Februarhälfte unterstützt die Polizei die städtischen Kräfte

Der Ordnungsdezernent kündigte „eine ständige Anwesenheit von behördlichen Kräften und eine Null-Toleranz-Strategie“ an, „hinter die wir nicht mehr zurück können“. Zunächst sollen Mitarbeiter des Streifendienstes am Tor zur City für die gewünschte Ordnung sorgen. In der zweiten Februarhälfte werden die städtischen Kräfte dann von der Polizei unterstützt.

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Gemeinsam wollen die beiden Behörden zwischen 10 und 18 Uhr eine ständige Präsenz zeigen, um durchgreifen zu können: Wer stört, wird des Platzes verwiesen, wer klare Grenzen überschreitet und womöglich Straftaten begeht, muss mindestens mit einem Aufenthaltsverbot oder einer Ingewahrsamnahme rechnen. All das passiere in enger Abstimmung mit den Hilfsorganisationen und auch die flankierende soziale Betreuung der Menschen finde weiter statt, betonte Kromberg, der einräumte: „Wir haben nicht erwartet, dass die Trinkerszene freiwillig den Platz räumt.“

Der neue Standort wird bis zum 5. Februar nachgebessert. Neben dem Urinal mit „berührungsloser Spülarmatur“, so die Stadt, stehen dann Betonblöcke mit Sitzflächen aus Holz und Papierkörbe. Das kleine Areal vor der ehemaligen Caritas-Suppenküche zwischen Hauptbahnhof und Ibis-Hotel werde täglich von den Entsorgungsbetrieben gereinigt. Auf ein schützendes Dach für die Szenegänger hat die Stadt bislang aber verzichtet. Die Abstimmung mit der Bahn als Eigentümer des angrenzenden Gebäudes hätte zu lange gedauert. Außerdem habe man keine Fehlinvestition tätigen wollen, so Kromberg: „Wenn wir das Dach für notwendig halten, können wir immer noch nachrüsten.“ In Kürze sollen die Umbauarbeiten am U-Bahn-Notausgang vor dem Handelshof beginnen. Der von der Trinkerszene als Open-Air-Klo entfremdete Abgang wird komplett zurückgebaut und ebenerdig verfüllt, sagte Kromberg.

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Nach Einschätzung von Sozialdezernent Peter Renzel habe der Einsatz der Sozialarbeiter, die sich seit November um die Suchtkranken kümmern, abgesehen von dem gescheiterten freiwilligen Umzug, durchaus Wirkung gezeigt: Besonders bemerkenswert sei, dass mehrere der Abhängigen inzwischen regelmäßigen Kontakt zur Straffälligenhilfe haben und Sozialstunden ableisten mit dem Ziel an einer Maßnahme zur Joborientierung teilzunehmen. Einige seien erfolgreich in Notunterkünfte und Wohnheime vermittelt worden. Zehn der Szenegänger arbeiten im Projekt „Pick up“ und reinigen jeden Tag die Innenstadt, wofür sie nach wie vor viel Anerkennung von Passanten bekommen.