Essen. . Beim neuen Treff für die Trinkerszene an der Hollestraße in Essen soll nun baulich nachgebessert werden. Ein Kommentar.

Die Haupt- und Staatsaktion „Vertreibung der Trinker vom Willy-Brandt-Platz“ war schon immer eine Posse hart am Rande der Lächerlichkeit. Eigentlich unglaublich, wie viele hoch bezahlte Spitzenbeamte - angefangen vom früheren Oberbürgermeister - nun schon an diesem Thema im Rahmen ihrer kostbaren Arbeitszeit herumgedoktert haben. Und immer wenn man dachte, schlimmer geht’s nicht mehr, kam eine neue Komplikation ins Spiel. So auch jetzt wieder.

Das scharfe Schwert des Alkoholverbots scheiterte an politischen und rechtlichen Bedenken im Rat. Sanftere Methoden sollten Essens Haupteingang zur Innenstadt wieder zu einem annehmbaren Ambiente verhelfen. Für eine fünfstellige Summe entstand also einige hundert Meter weiter ein Ausweichplatz, von dem es hieß, man werde ihm der Szene mit Hilfe sozialarbeiterischer Überzeugungstätigkeit schon irgendwie schmackhaft machen.

Doch was zu befürchten war, trat tatsächlich ein: Weder die Freiluft-Toilette aus Edelstahl noch die Beton-Hocker sind von einer Anziehungskraft, die den trinkfreudigen Zeitgenossen nahelegte, ihre Pole-Position am Willy-Brandt-Platz zu räumen. An der Hollestraße sieht man wenig, wird nicht gesehen, und auch der Getränke-Nachschub ist schwieriger. Der Ort müsse halt attraktiver werden, lautet die Lösung der Stadt. Holzauflagen und ein Umbau der nagelneuen Toiletten sollen nun her, weil die Frauen vergessen wurden. Und weil’s in Essen überraschenderweise auch mal regnet, ist ein Dach in der Prüfung. Ja, geht’s noch? Der nächste schlägt dann wohl Heizstrahler und eine gemütliche Lounge-Ecke vor.

Im Ernst: Kann es sein, dass die Stadt einfach ratlos ist, wie sie der Trinkerszene Herr werden soll und gar nicht wirklich erwartet, dass ihre weiche Welle Erfolg hat? Dann sollte man das bitte offen sagen. Faktisches Nichtstun ist ärgerlich genug, aber man muss es ja nicht zwingend auch noch mit teuren Pseudo-Aktivitäten untermalen.