Essen. . Mobbing geht von Gruppen aus und grenzt einzelne Gleichaltrige aus. Die Opfer selbst können sich kaum wehren. Erwachsene müssen eingreifen,-
„Mobbing ist Gewalt“, sagt Petra Kogelheide, die das Jugendpsychologische Institut des Essener Jugendamtes leitet. Es geschehe in praktisch jeder Schule und werde leider oft totgeschwiegen (zum Artikel über einen Fall aus Essen / zum Artikel: Wie Mobber strafrechtlich belangt werden können). Dabei sei es wichtig, dass die Schule selbst eingreife, denn Mobbing sei ein Gruppenphänomen. „Da muss man mit dem ganzen System arbeiten und sich nicht auf das Opfer fixieren.“
Falsch und geradezu fatal seien Beschwichtigungen wie: „Wenn Du Dich so kleidest, darfst Du Dich über blöde Sprüche nicht wundern.“ So fühle sich das Opfer noch schuldig; dabei könne sein Verhalten gar nichts verändern: „Kein Kind kommt da alleine raus.“
Mobbing: Täter haben oft gutes Standing bei Mitschülern
Als Mobbing definiere man systematische Gewalt mehrerer Menschen gegen eine Person, sagt Petra Kogelheide. Die Täter hätten oft ein gutes Standing bei Mitschülern und Lehrern und nutzten die Erniedrigung anderer, um ihre Machtposition zu festigen. Beteiligt seien aber auch die Beobachter, die schweigend oder belustigt auf die Attacken gegen die Opfer reagierten. Schließlich gebe es immer auch einige Verteidiger, „die sich aber zurückziehen, wenn das Mobbing zu lange andauert und kein Erwachsener eingreift“.
Es sei also an den Erwachsenen, hinzusehen und zu handeln. Klar zu sagen, welchen Umgangsstil man erwartet, welche Werte wichtig sind – und dass Mobbing nicht geduldet wird. Dass das an Schulen regelmäßig unterbleibe, liege auch daran, dass Mobbing für Lehrer positive Nebeneffekte haben könne. „Die Akteure, die sonst viel aufmischen, sind mit dem Opfer beschäftigt.“ Oberflächlich herrsche Ruhe; doch die gemobbten Kinder gehen durch die Hölle, trauen sich nicht mehr in die Schule. Mobbing aktiviere die selben neuronalen Netzwerke wie bei körperlichen Schmerzen. Immer wieder nehmen sich verzweifelte Opfer sogar das Leben.
In fast jeder Klasse wird ein Schüler ausgegrenzt
Und wenn der Betroffene die Schule verlasse und der Aggression so entkomme, sei das ein fatales Signal an die Mobber: Sie wurden nicht gestoppt, können sich neue Opfer suchen. Auch darum müssten Schulen Mobbing bekämpfen, sagt Psychologin Kogelheide. Vor allem im Alter von acht bis 14 Jahren werde in fast allen Klassen ein Schüler systematisch ausgegrenzt. Es gebe aber verschiedene Trainings, die man mit der gesamten Klasse umsetzen könne, um die Umgangskultur grundsätzlich zu ändern.
Auch Cyber-Mobbing dürfe man nicht isoliert von der Schule sehen: „Wenn Jugendliche gelernt haben, dass Mobbing nicht durchgeht, hilft das auch für den Umgang auf Whats-App oder Facebook.“