Essen. Der Kinderschutzbund hat Nelson Müller gewinnen können: Der TV-Koch will den Neubau der Notaufnahme unterstützen. NRZ-Leser spendeten bereits 185.000 Euro.
Nelson Müller schmeckte die neue Aufgabe auf Anhieb. Und deshalb wollte der Rüttenscheider Sternekoch den Essener Kinderschutzbund erst gar nicht lange schmoren. Als der Vorsitzende Ulrich Spie mit einer Bitte auf den 36-Jährigen zuging, war das Rezept für eine gute Tat schnell gefunden. Nelson Müller will sich fortan als Pate für den dringend benötigten Neubau einer Kindernotaufnahme in Essen-Borbeck stark machen. Dort sollen die Jüngsten unter den misshandelten und missbrauchten Jungen und Mädchen eine Zuflucht auf Zeit finden.
„Das sind die ärmsten Kinder, die wir haben“, sagte Müller jetzt in einem Gespräch mit der NRZ, die das Projekt mit Hilfe ihrer Leserinnen und Leser unterstützt. Stolze 185.000 Euro an Spenden sind bereits auf dem Konto des Kinderschutzbundes eingegangen, 91 Spendersteine wurden bereits erworben. Die Aktion läuft weiter. Damit noch mehr Geld zusammenkommt, will der Inhaber der Restaurants „Müllers“ und „Schote“ durch seine Medienpräsenz, wann immer möglich, „für die gute Sache werben, die sehr wichtig ist“.
Rekordniveau bei Inobhutnahmen
„Diese Aufgabe berührt mich“, versichert der Sohn ghanaischer Eltern, der als Vierjähriger nach Deutschland kam, als Pflegekind in einer deutschen Familie aufwuchs und sich aufgrund seiner eigenen Geschichte als „Überzeugungstäter“ sieht, wenn es um Belange der Menschen geht, die den wenigsten Schutz haben: kleine Kinder in großer Not. Die ist allgegenwärtig: 1400 Mal gingen die Mitarbeiter der Sozialen Dienste im vergangenen Jahr dem Verdacht nach, dass das Wohl eines Kindes in Essen gefährdet sein könnte. In acht von zehn Fällen stellte sich heraus, dass Hilfen angesagt waren.
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Die Zahl der Inobhutnahmen wegen Misshandlung, Missbrauchs und Verwahrlosung hat 2014 ein trauriges Rekordniveau erreicht (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor): Nach einer Statistik des Jugendamtes mussten 573 Kinder in Obhut, also vorübergehend oder auch für längere Zeit aus ihrer Familie genommen werden, weil sie akut gefährdet waren. 99 davon waren nicht einmal sechs Jahre alt, jedes dritte Opfer hatte das dritte Lebensjahr noch nicht erreicht. „Die Opfer werden immer jünger, die Gewalt immer massiver“, sagt Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des Essener Kinderschutzbundes.
Altenessener Notaufnahme ist dauerbelegt
In jedem Jahr müssen die Mitarbeiter in der bereits bestehenden Altenessener Notaufnahme „Spatzennest“ über 50 Kinder aufnehmen. Rund 100 finden keinen Platz in der Einrichtung, die dauerbelegt ist.
Gäbe es die neue Notaufnahme bereits, deren Bau am 1. Februar starten soll, „hätten wir sie in den ersten drei Wochen komplett vollmachen können“, sagt Martina Heuer, die Leiterin der Einrichtung an der II. Schichtstraße in Altenessen – und zu Nelson Müller: „Die Kinder haben schon gefragt, wann sie bei uns kochen.“ Bald, bestimmt.