Essen. . Das Amt für Geoinformation der Stadt Essen versteigert 59 historische Vermessungsgeräte aus eigenen Beständen zugunsten des „Spatzennestes“.

Wer heute eine Karte braucht, greift kurzerhand zum Handy – der hält Theodoliten womöglich für ein seltenes Gestein und Tachymeter für eine längst ausgestorbene Dinosaurierart.

Falsch, ganz falsch. Beides sind vielmehr hübsch anzusehende historische Messgeräte, die dem städtischen Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster einmal gute Dienste leisteten: vielleicht bei der Kartierung des Kruppschen Firmenimperiums, vielleicht beim Bebauungsplan für die alte Karstadt-Zentrale, womöglich auch bei der Eingemeindung Kettwigs: Essen, das mag manchen erstaunen, besaß schon 1866 eine der ältesten kommunalen Vermessungsdienststellen – acht Jahre, bevor ein Preußisches Gesetz „betreffend die Anlegung und Veränderung von Straßen und Plätzen in Städten und Ortschaften“ Fluchtlinien und Bebauungspläne vorschrieb.

Ein letztes Mal gute Dienste leisten

Mittlerweile aber ist die Technik von einst längst durch neue abgelöst. Und damit die alten Schätzchen nicht im Keller des Deutschlandhauses verstauben, sollen sie ein letztes Mal gute Dienste leisten: Als Liebhaber-Objekte einer Versteigerung, mit der das Geo-Amt sich an der Seite der NRZ für den Bau eines zweiten „Spatzennestes“ einsetzt, einer weiteren Kindernotaufnahme des Kinderschutzbundes für misshandelte oder vernachlässigte Kinder.

Die meisten Geräte befinden sich noch in gutem Zustand und sind teilweise sogar funktionsfähig: Mit dem Repititions-Theodoliten von 1920, den die Stadt einst für 320 Reichsmark anschaffte, ließen sich auch heute noch einwandfrei Winkel messen. Gleiches gilt für die Bemessung von Höhenunterschieden mit dem Fein-Nivelliergerät „Nabon“ von 1950. Und wenn auch der Tachymeter von 1914 irreparabel beschädigt ist – als Hingucker auf der Anrichte eignet er sich allemal.

Überzeugen kann man sich davon bei einer kleinen Ausstellung im Foyer der Sparkassen-Zentrale am III. Hagen 43: Hier sind die feinmechanischen Gerätschaften, aber auch Rechenmaschinen, Stereo-Bildbetrachter oder Maßstabszirkel ab sofort bis Ende Januar zu den üblichen Geschäftszeiten ausgestellt. Wer mitbieten möchte, hat dazu ebenfalls ab sofort die Gelegenheit (siehe unten). Eine Zusammenstellung aller zu versteigernden Gerätschaften mit Erläuterungen sehen Sie auf der Internetseite des Amtes: www.essen.de/historischevermessungsinstrumente.

Am Ende kommt jeder eingehende Euro dem Bau des neuen „Spatzennestes“ zugute. Und das darf man dann wohl Entrümpeln nach Maß nennen.

So bieten Sie mit

Wenn Sie sich für die Versteigerung interessieren – einen kompletten Katalog finden Sie unter www.essen.de/historischevermessungsinstrumente. Ab sofort können Sie ihr(e) Gebote an die E-Mail-Adresse geoinformation@essen.de senden. Der Stand der Gebote wird ständig aktualisiert.

Gerne dürfen Sie sich auch zu nicht ausgestellten Instrumenten ein Bild machen. Kontakt: Rainer Bergmann, Amt für Geoinformation, 88-62130

Die Geräte werden zum Höchstgebot versteigert. Ein Sofortkauf ist möglich, wenn für ein Gerät 500 Euro geboten werden. Die letzten Geräte werden Mitte Februar öffentlich in der VHS versteigert.