Essen. . Pro NRW hatte Wahlplakat mit Parole „Asylwelle stoppen“ vor dem Restaurant von Nelson Müller aufgestellt, was der Sternekoch als Provokation verstand.
„Irgendwie komisch, wenn die sich bei mir vor das Restaurant stellen...“ – mit diesen Worten kommentierte Sternekoch Nelson Müller eine Plakataktion der rechten Partei Pro NRW vor seinem Bistro „Müllers an der Rü“ am Rüttenscheider Stern auf seiner Facebookseite.
„Asylwelle stoppen“ fordert Pro NRW auf dem Plakat. „Ein Satz, der mich als Sohn zweier Menschen, die selbst einmal Asyl in diesem Land beantragt haben, trifft. Ich habe es als offenkundige Provokation verstanden“, sagte Nelson Müller im Gespräch mit dieser Redaktion. Auf Facebook verbreitete sich sein Beitrag rasend schnell, viele Menschen äußerten ihre Wut über die Aktion von Pro NRW. Müller ging selbst vor Ort auf die Politiker zu, machte aus seinem Unmut über die Aktion keinen Hehl. Den Pro NRW-Vertretern wurde die Situation offenbar zu bunt. Sie nahmen den Aufsteller wieder mit.
Müller wirbt für mehr Besonnenheit und Offenheit
Nelson Müller selbst wirbt für mehr Besonnenheit in der gesamten Debatte. „Ich finde es furchtbar, wie radikal die Äußerungen in der Flüchtlingsfrage mitunter sind. Auch die nahezu täglichen Meldungen von Gewalt schockieren mich.“
Nelson Müllers Eltern hatten in den 1980er-Jahren selbst Asyl in Deutschland beantragt, nachdem sein Vater, der als Sprecher in der ghanaischen Botschaft in Rom tätig war, in Folge eines Regierungs-Putsches seinen Beruf verloren hatte. Ihr Gesuch wurde abgelehnt, die Eltern flohen nach England.
Auf Wunsch seiner Mutter wuchs Nelson Müller bei einer Pflegefamilie in Stuttgart auf, bei der er bereits Teile seiner Kindheit verbracht hatte. „Ich bin froh über alles, was war und ist. Ohne diese Entscheidung damals wäre mein Leben sicherlich völlig anders verlaufen“, sagt Müller. Seiner Meinung nach brauche es nun neben mehr Besonnenheit auch mehr Offenheit. „Obwohl wir in einer so multikulturellen Gesellschaft leben, wissen wir oft zu wenig über den anderen, über seine Geschichte, seine Kultur. Wir müssen mehr miteinander sprechen und aufeinander zugehen.“