Essen. . Betrugsanzeige gegen die „Animus Group & Franchise UG“. Ehemalige Nachhilfekräfte klagen über nicht gezahlte Honorare. Ex-Geschäftsführer mauert.

  • Betrugsanzeige gegen die „Animus Group & Franchise UG“ mit Sitz in Essen
  • Ehemalige Nachhilfelehrer fordern Honorare ein
  • Ansprüche reichen von 100 bis beinahe 1000 Euro

Der Nachhilfe-Markt ist ein Milliarden-Geschäft. Doch längst nicht alle Anbieter, die sich in dieser Boom-Branche tummeln, verdienen das Gütesiegel „seriös“. Schweren Betrugsvorwürfen insbesondere ehemaliger Nachhilfe-Lehrer sehen sich die von Essen und Düsseldorf aus operierende „Animus Group & Franchise UG“ (ehemals „Cogito“) ausgesetzt. Dieser Zeitung sind etliche Fälle bekannt, in denen erboste Lehrkräfte über nicht gezahlte Honorare klagen: Mal handelt es sich um 100, mal um knapp 1000 Euro.

Doch Tom-Oliver M. (27), bis Mitte Januar noch Animus-Geschäftsführer, lehnt auf Anfrage jedwede Verantwortung für das dubiose Geschäftsgebaren ab. Er gibt sich am Telefon äußerst zugeknöpft und sagt lediglich: „Ich bin nicht mehr Geschäftsführer“ – um den schwarzen Peter sogleich seinem früheren Kompagnon David K. (29) aus Essen zuzuschieben.

Verantwortliche kaum zu erreichen

Im „Fall Animus“ kommen die mutmaßlichen Geschädigten aus dem Großraum Rhein-Ruhr – wie etwa Martina Wehr aus Leverkusen. „Ich habe einen Rechtsanwalt eingeschaltet und bei der Kriminalpolizei in Köln Anzeige wegen Betrug erstattet“, sagt die ehemalige Nachhilfelehrerin, die am 31. Oktober 2014 ihre Unterschrift als freie Mitarbeiterin unter den Animus-Dienstvertrag gesetzt hatte und fortan Verträge akquirierte. Heute zieht sie verbittert Bilanz: „Animus schuldet mir 950,84 Euro ohne laufende Zinsen.“

Was die meisten mutmaßlichen Animus-Opfer obendrein nervt: Die Verantwortlichen des Nachhilfe-Instituts seien praktisch kaum zu erreichen. „Unsere Mahnschreiben waren nicht zustellbar“, klagt Martina Wehr. Erst nach aufwändigen Recherchen sei der gesuchte Geschäftsführer Tom-Oliver M. mit Wohnsitz in Bochum ausfindig gemacht worden. So unnachgiebig wie Martina Wehr sind nicht alle Geprellten. Andere haben Angst, möchten ihren Namen nicht genannt haben.

Überraschender Auszug

Auf seiner Homepage gibt sich das Nachhilfeinstitut Animus (lateinisch: „Geist“) einen betont seriösen, ja humanistischen Anstrich. Das Logo ziert ein antiker Säulenbau samt aufgeschlagenem Buch – unterlegt mit dem Heraklit-Zitat „Lehren heißt nicht Fässer füllen, sondern Fackeln entzünden.“ Laut Online-Impressum residiert die „Animus Group“ noch in der Hermannstraße 8 im trendigen Düsseldorfer Stadtteil Flingern, einem boomenden Quartier, das bei Start-ups beliebt ist. Das zweite Standbein befindet sich im Kreuzeskirch-Viertel in Essen: im Erdgeschoss eines ungepflegten Gründerzeithauses auf der Mechtildisstraße.

Am Rhein fanden die Animus-Leute Aufnahme in einer intakten, Bürogemeinschaft. „Wir hielten die beiden für aufstrebende junge Akademiker, sie wirkten sympathisch“, erinnert sich eine Unternehmerin aus dieser Bürogemeinschaft. Doch schon nach wenigen Monaten seien sie Ende 2014 aus heiterem Himmel ausgezogen. „Schlechten Stil“ und ein „unordentliches Geschäftsgebaren“ wirft die Düsseldorferin den Animus-Verantwortlichen heute vor. Denn nach ihrem überraschenden Auszug seien sonderbare Dinge passiert. „Dauernd kamen Leute ins Büro und behaupteten: Die schulden uns Geld.“ Selbst die Polizei sei im Büro aufgetaucht. Danach flatterten etliche Mahn- und Vollstreckungsbriefe ins Büro. „Die Beiden machten sich aus dem Staub, nutzen immer noch diese Anschrift und kümmern sich um nichts“, berichtet die Düsseldorferin. Sie hält dem Animus-Duo „Vertrauensmissbrauch, Skrupellosigkeit und schlechten Stil“ vor.

Aktuell weist die Jobbörse der Arbeitsagentur 39 Animus-Stellenanzeigen aus

Bei den Animus-Recherchen traf diese Zeitung per Zufall den Animus-Verantwortlichen, David K., in der Mechtildisstraße an. Laut Handelsregisterauszug ist K. seit dem 14. Januar 2016 Geschäftsführer. „Das Büro in Düsseldorf wird aufgelöst“, sagte er im Dezember – zu einem Zeitpunkt, als sie der Hermannstraße 8 in Flingern längst den Rücken gekehrt hatten. David K. ist eigenen Angaben zufolge gelernter Chemisch-Technischer Assistent. Als Franchisenehmer habe er Erfahrungen bei einem Nachhilfe-Institut gesammelt. Danach habe er Cogito und Animus gegründet. Vorwürfe von Ex-Lehrern und eines Kunden, dessen Konto gepfändet wurde, verweist er ins Reich der Fabel. Einer Lehrerin sei wegen „nicht erfüllter Leistungen“ gekündigt worden, der säumige Kunde haben Rechnungen trotz mehrerer Mahnungen nicht bezahlt. „Ich führe nicht gerne Rechtsstreitigkeiten“, betont K.

Die Recherchen führen auch zur Hoffnungstraße 2. wo Animus-Vorgänger „Cogito“ von 2012 bis Ende 2014 residierte. Auch dort sagt ein Mitarbeiter: „Hier kamen viele Leute vorbei, die behaupteten, von Cogito geschädigt worden zu sein.“ Zurzeit beschäftige Animus bei 20 bis 30 Kunden etwa 50 bis 60 Nachhilfelehrer. Bemerkenswert: Die Jobbörse auf arbeitsagentur.de wirft aktuell 39 Animus-Stellenanzeigen in ganz NRW aus.