Essen. . Eine Düsseldorfer Kulturjournalistin hat in Essen-Rüttenscheid falsch geparkt und musste fast 400 Euro bezahlen, um ihr Auto zurückzuerhalten. Firma sieht sich im Recht.

Abgeschleppt zu werden aus dem öffentlichen Straßenraum – das ist für Autobesitzer ärgerlich genug, aber zumindest finanziell überschaubar. In der Regel sind 87 Euro zu berappen plus Geldbuße und Auslagen der Stadtverwaltung. Ganz anders sieht es aus, wenn man auf privatem Grund parkt und der Eigentümer den Abschleppwagen ruft. „Wer dann an die falsche Firma gerät, ist schnell mit Summen dabei, die sich auf bis zu 700 Euro hochschaukeln können“, heißt es unisono bei der Stadtverwaltung und in der Abschlepp-Branche selbst, in der es harte Konkurrenzkämpfe um Konzessionen und Aufträge gibt.

So gesehen ist die Düsseldorfer Kulturjournalistin Christiane Hoffmans noch relativ gut weggekommen. Sie hatte sich jüngst in Rüttenscheid zum Gespräch mit dem Kulturmanager und früheren Essener Dezernenten Oliver Scheytt verabredet und ihren Dienstwagen, einen Audi A3, auf dem Privatparkplatz der Aral-Tankstelle Alfredstraße abgestellt – aus Versehen, wie sie beteuert. Als sie zurückkam, war der Wagen weg. Was nun folgte – ihren Schilderungen zufolge halb Drama, halb Krimi – gipfelt nun in eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Essen: wegen Freiheitsberaubung und Nötigung.

Kartenzahlung nicht möglich

Der erste Schock sei die happige Gebühr gewesen, die fällig werden sollte, als sie das Auto beim Abschleppdienst P & P in Bergerhausen abholen wollte. „Ich hatte mit 180 bis 200 Euro gerechnet, aber sie verlangten von mir 353 Euro.“ Weil Kartenzahlung nicht möglich war, habe sie sich wohl oder übel zunächst auf die Suche nach einem Geldautomaten begeben müssen.

Dann der nächste Schock. Die Kassiererin des Abschlepp-Unternehmens habe partout nicht zugelassen, dass sie dazu die Rechnung mitnahm. „Sie wurde laut und übergriffig und hat die Bürotür zugehalten.“ Der Journalistin gelang es schließlich, Geld zu besorgen – um nach der Rückkehr die nächste unangenehme Überraschung zu erleben. „Als ich zurückkam, wurde eine neue Rechnung über 395,08 Euro ausgedruckt.“ Der drastische Aufschlag sei fällig gewesen, weil der Zahlungsvorgang unterbrochen worden sei, habe es geheißen. Und dann seien drei Mitarbeiter aggressiv in Aktion getreten. „Sie traten auf wie Cowboys und bedrohten uns.“ Für Christiane Hoffmans steht fest: Die unschöne Begegnung wird juristische Konsequenzen haben.

Firma nun auch offiziell in der Innenstadt unterwegs

P & P--Chef Birger Plauszinat rechtfertigt auf Anfrage dieser Zeitung das Vorgehen seiner Mitarbeiterin. Gleichzeitig greift er Oliver Scheytt an. Nicht seine Leute seien handgreiflich geworden, vielmehr Scheytt am Ausgang des Büros. „Er ergriff meine Mitarbeiterin am Arm und wollte sie wegschubsen.“ Scheytt bestreitet das.

Was man sich sowohl in der Branche als auch im Rathaus erzählt: P &P sei nicht zimperlich, wenn es um die Kosten bei privat beauftragten Abschlepp-Aktionen geht. „Da werden teilweise Positionen berechnet, das ist abenteuerlich“, sagt ein Branchenkenner. Man bewege sich da generell in einer Grauzone. Im Zweifel müsse der Autobesitzer belegen, dass ein in Rechnung gestellter Mehraufwand, etwa beim Personaleinsatz, gar nicht nötig war. Der Wucher-Vorwurf sei zwar schnell erhoben, müsse aber von einem Gericht erst einmal festgestellt werden.

P&P ist neuerdings übrigens auch mit der Stadt gut im Geschäft. Weil die Firma bei der jüngsten Ausschreibung das günstigste Angebot abgegeben habe, habe man ihr eine Konzession für das Abschleppen im städtischen Auftrag erteilen müssen, heißt es im Rathaus. In der Innenstadt sowie im Süden und Südosten Essens sei die Firma nun auch in offizieller Mission aktiv.

Am besten also nicht falsch parken. Und schon gar nicht auf privaten Grundstücken.