Essen. . Essen soll mit anderen Bezirken fusionieren. Mit der Zentralisierung von Aufgaben will die Gewerkschaft die Betreuung der Mitglieder verbessern.

Die Gewerkschaft Verdi steht vor einem Umbruch. Nach Informationen dieser Zeitung sollen in diesem Jahr die Verdi-Bezirke in der Region neu organisiert und zu größeren Einheiten zusammengefasst werden. So soll der bisher eigenständige Bezirk Essen mit Mülheim-Oberhausen zusammengehen, auch eine größere Einheit mit Duisburg ist wohl im Gespräch. Entsprechende Diskussionen gebe es, bestätigte der Essener Verdi-Geschäftsführer Lothar Grüll auf Anfrage. Bis Ende des Jahres soll der Neuzuschnitt stehen.

Ob Essen dann auch Sitz des neuen und größeren Bezirks wird, ist jedoch nicht ausgemacht. Sollte es auf die „kleinere Lösung“ mit Mülheim, Oberhausen hinauslaufen, sind die Chancen dafür sicher größer als bei einem Zusammengehen mit Duisburg. Grüll betonte jedoch, dass es unabhängig davon, wo der Sitz des Bezirks sein wird, in den Städten weiterhin Geschäftsstellen vor Ort geben werde.

Noch nicht entschieden ist auch, wer den Posten des Geschäftsführers übernimmt. Der Essener Lothar Grüll ist 64 Jahre alt und eigentlich bis 2019 gewählt. Er hält sich eine Kandidatur nach eigenen Aussagen offen. „Wir haben hier in Essen eine Menge aufgebaut, und es ist noch nicht alles erledigt“, sagte er auf die Frage nach seinen Ambitionen. Nach Gedanken an einen vorzeitigen Ruhestand klingt dies jedenfalls nicht.

Essens Verdi-Geschäftsführer hält sich Kandidatur offen

Einen Nachfolger hat Grüll derweil nicht, der an seiner Stelle den Essener Hut in den Ring werfen könnte, wenn es um die Besetzung des Geschäftsführerpostens im neuen Bezirk geht. Ursprünglich war Markus Neuhaus als Nachfolger vorgesehen. Neuhaus war seit 2012 Grülls Stellvertreter, kehrte allerdings im vorigen Jahr in seine Anwalttätigkeit zurück.

Eine Neuordnung der Bezirke ist kein Verdi-Phänomen. Seit 2014 arbeiten bereits die Verwaltungsstellen der IG Metall Essen und Mülheim zusammen und haben einen gemeinsamen Geschäftsführer. Ein Zusammengehen mit Oberhausen ist nicht ausgeschlossen. Doch anders als die IG Metall, die mit diesem Schritt vor allem auf Mitgliederrückgänge reagierte, soll dies bei Verdi nicht das Motiv sein. „Es geht um mehr Qualität bei der Betreuung und Beratung unserer Mitglieder“, sagte Grüll. Durch die Zentralisierung von Verwaltungsaufgaben sollen die Verdi-Sekretäre mehr Zeit haben, um sich um die Belange in den Betrieben vor Ort zu kümmern. Grüll: „Wir konnten in der Vergangenheit nicht immer schnell genug reagieren, wenn sich jemand an uns gewandt hat. Das soll sich ändern.“

Nach Grülls Angaben hat Verdi bei der Mitgliederentwicklung die Trendwende geschafft. Bis 2010 seien die Zahlen teilweise „erheblich abgesackt“. Zuletzt habe es aber einen Zuwachs um drei Prozent gegeben. Im vorigen Jahr hatte Verdi die Zahl der Mitglieder in Essen mit über 30 000 angegeben. Sollte Mülheim-Oberhausen dazu kommen, würde ein Bezirk mit über 45.000 Mitgliedern entstehen.