Essen-Freisenbruch/Südostviertel. . Anneliese Hackmann hatte zur Katzenschau ins Bürgerhaus Oststadt geladen. Unterwegs ist die Weltverbandgründerin aber auf fünf Kontinenten.

Mindestens zehn Jahre jünger würde man die zierliche Dame mit den roten Haaren schätzen, wenn man sie bei ihrer Arbeit beobachtet. Erst vor einigen Stunden hat die zweitägige Katzen-Ausstellung im Freisenbrucher Bürgerhaus Oststadt mit dem sonntäglichen Höhepunkt, der Schau der Katzenbabys, begonnen.

Ein englischsprachiger Herr lässt seine prächtige Perserkatze von der Preisrichterin begutachten, und da ist Anneliese Hackmann akribisch. „Eine Kollegin ist ausgefallen, da muss ich eben mit ran. So ein Ausstellungs-Wochenende kann ganz schön stressig werden“, seufzt sie, als sie die Karteikarte ausgefüllt hat.

Katzen für die Schah-Gattin und den Scheich von Dubai

Der Herr aus den Niederlanden hatte es dabei nicht mit „irgendeiner“ Vorsitzenden aus einem örtlichen Katzenzucht-Verein zu tun. Wie oft die Autorin mehrerer Standardwerke um den Erdball gejettet ist, weiß sie selbst nicht. Und in wie vielen Ländern sie bereits war, ebenso wenig. „Bei manchen konnte ich den Namen gar nicht richtig aussprechen“, erzählt Anneliese Hackmann und muss schmunzeln. Als Züchterin war die Vorsitzende des Vereins „Deutsche Edelkatze“ weltbekannt, als Gründerin des Weltverbandes „World Cat Federation“ (WCF) und dessen Präsidentin ist sie es nicht minder. Anneliese Hackmann hat ein Leben im Zeichen der Samtpfoten geführt.

Und das begann vor rund 60 Jahren, als sie erstmals in Dortmund eine Katzenschau besuchte. Sie war extra ohne Geld gekommen, aber ein dunkles Perserbaby inmitten eines cremefarbenen Wurfes hatte ihr es besonders angetan. „Toxy“ war die erste Katze in einer langen Reihe. Anneliese Hackmann begann mit dem Züchten, zuerst mit Persern, dann kamen Siamesen, Orientalen, später die Heilige Birmakatze hinzu – Tierchen, die zum Teil den Gegenwert eines Kleinwagens darstellten. „Edelkatzen waren ja damals etwas sehr Elitäres und die Szene war klein. So knüpfte ich schnell Kontakte in die ganze Welt“, schildert sie.

Mit den Jahren wuchs der Kreis, ihre Katzen fanden Abnehmer in Europa, Nord- und Südamerika oder Australien. Auch im Nahen Osten machte sie sich einen Namen, verkaufte an die ehemalige Schah-Gattin Soraya eine weiße Perserkatze, an die dritte Frau Farah Diba eine Chocolate Point Siamesin und an den Scheich von Dubai gleich vier Tiere. Nur Arnold Schwarzeneggger, als der für einen Bodybuilding-Kongress nach Essen kam, dem wollte sie keines „ihrer“ Babys anvertrauen. „Der wollte den Blauen Perser mit 50 Mark anzahlen, gekostet hätte das Tier aber rund 300 Mark. Einer Frau hätte ich die Katze damals gegeben aber bei dem war ich mir nicht sicher“, erinnert sie sich.

Für eine eigene Katze ist keine Zeit mehr

Schon während ihrer Züchterzeit engagierte sie sich als Funktionärin. Vor 28 Jahren gründete sie dann zusammen mit einem Freund in Rio de Janeiro den Weltverband WCF. „Es gab ja so wenig Strukturen. Angefangen haben wir in Europa, Südamerika und Australien“, berichtet sie. Gesundheits- und Zuchtstandards definieren, Regeln für Impfungen und vieles mehr internationalisieren: Es gab viel zu tun. „Wir sind jetzt der größte von neun Weltverbänden und auf allen Kontinenten vertreten“, freut sich die Frau, die vor Jahren das Züchten aufgegeben hat.

Unterwegs ist die Frau, deren letzte eigene Katze „Lanzelot“ vor zwei Jahren gestorben ist, an mindestens 40 Wochenenden im Jahr. „Da ist es schwer, eine Katzen-Sitterin für meine Wohnung im Südostviertel zu finden“, gesteht sie. In einem Schwung einen Kongress in Peking organisieren, um auf dem Rückweg in Dubai das Gleiche zu tun, findet Annliese Hackmann bisweilen „ganz schön anstrengend“. Eine Altersgrenze hat sie sich nicht gesetzt: „Auf keinen Fall. Es gibt noch so viel zu tun.“