Essen. . In der gemeinsamen Verkehrsgesellschaft „Via“ muss es nach Auffassung von Kufen endlich voran gehen. Andernfalls drohe die Scheidung.

Oberbürgermeister Thomas Kufen macht Druck in Sachen „Via“ – allen voran in Richtung Duisburg: „Dieses Hängen und Würgen mache ich und machen wir in Essen nicht länger mit“, sagte Kufen im Interview mit dieser Zeitung. Notfalls müsse es ohne den Partner am Rhein weitergehen.

Im fünften Jahr nach ihrer Gründung steht die gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft der Stadt Essen mit Mülheim und eben Duisburg vor einer entscheidenden Weichenstellung. Die drei Ruhrgebietstädte hatten „Via“ aufs Gleis gesetzt, um bei der Finanzierung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs Millionen einzusparen. 13 Millionen Euro pro Jahr sollten es im Jahr 2020 sein; bei 6,5 Millionen ist „Via“ angekommen. Am Ende des Weges sollte ein integriertes Verkehrsunternehmen stehen; de facto geht es also um eine Fusion der drei kommunalen Verkehrsbetriebe Evag, MVG und DVG. Auf diesem Weg ist „Via“ jedoch auf halber Strecke stehen geblieben. Versuche, die festgefahrene Karre wieder flott zu machen, kamen bislang über wohlwollende Lippenbekenntnisse aller Beteiligten nicht hinaus.

Aus Essener Sicht ist es an Duisburg, die Bremse zu lösen

Auch Oberbürgermeister Kufen konnte bei einem ersten Treffen mit seinen Amtskollegen Ulrich Scholten aus Mülheim und Sören Link aus Duisburg am vergangenen Donnerstag augenscheinlich keinen Durchbruch erzielen. Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen, hieß es im Anschluss in einer dünnen Verlautbarung. In wenigen Wochen wollen die drei ein weiteres Mal zusammenkommen. Aus gutem Grund: Regierungspräsidentin Anne Lüttkes hat den hochverschuldeten Kommunen unmissverständlich klar gemacht, dass sie Ergebnisse sehen will. Bis zum Jahresende sollen die Stadträte den weiteren Weg von „Via“ in Beschlüssen festschreiben. Auch Kufen steht also unter Druck.

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Von Frank Stenglein und Marcus Schymiczek

Aus Essener Sicht ist es an Duisburg, die Bremse zu lösen. Ein Kritikpunkt: Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) hat ihr Personalmanagement nicht an „Via“ übertragen, sondern der Duisburger Holdinggesellschaft DVV; eine strategische Personalplanung in „Via“ sei dadurch unmöglich. Offenbar rächt sich, dass die Gründungsväter es versäumt hatten, dafür die Weichen zu stellen. Letztlich dürfte es um Macht und Einfluss gehen, auch um den der drei Betriebsräte.

Kufen will notfalls im Osten des Reviers auf Partnersuche gehen

Kufen selbst wäre dazu bereit „einen Schritt zurückzutreten“, wenn es dafür auf dem Weg zu einem integrierten Nahverkehrsunternehmen vorangeht. „Wenn die Bürger bequem und sicher von A nach B kommen, muss ich nicht unbedingt die Bänder durchschneiden bei der Evag“, so Kufen, der im Wahlkampf einen Verkehrsbetrieb fürs Ruhrgebiet als politisches Ziel ausgegeben hatte.

Sollte es mit Duisburg nicht weiter gehen, will Kufen im Osten des Reviers auf Partnersuche gehen.