Duisburg. Duisburg, Essen und Mülheim sollen im Nahverkehr besser und kostengünstiger kooperieren. Doch statt Einigung stehen die Zeichen eher auf Streit.
Es rumpelt weiter gewaltig auf den Gleisen zwischen Essen, Duisburg und Mülheim. Streitpunkt ist die gemeinsame Gesellschaft „Via“ der Essener Evag, der MVG aus Mülheim und der Duisburger DVG. Sie kommt im fünften Jahr des Bestehens nicht voran, und die Düsseldorfer Bezirksregierung hat schriftlich und ultimativ schon vor Monaten Ergebnisse angemahnt, bis hin zu einer Fusion der Verkehrsunternehmen. Davon scheint das Trio weiter entfernt zu sein denn je. Gar die Scheidung der Ehe steht im Raum.
Essens OB würde sich auch von Duisburg scheiden lassen
Während Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link nur kurz und knapp verlauten lässt, dass das jüngste Spitzengespräch der drei Stadtoberhäupter am Donnerstag „sehr konstruktiv“ gewesen sei und man Vertraulichkeit vereinbart habe, kommen von Essens neuem CDU-Oberbürgermeister Thomas Kufen scharfe Töne: „Dieses Hängen und Würgen, das mache ich und machen wir in Essen nicht mehr weiter mit“, erklärte er in einem WAZ-Interview in der Nachbarstadt.
Kufen schließt danach auch eine Trennung von Duisburg nicht aus: „Wir brauchen endlich die voll integrierte gemeinsame Verkehrsgesellschaft oder eine saubere Trennung“, so Kufen, der auch stattdessen Kooperationen mit anderen Verkehrsunternehmen wie der Bogestra (Gelsenkirchen/Bochum) ins Gespräch bringt. Duisburg dürfte sich über die Töne aus Essen im Umfeld der Treffen wundern.
Nach dem letzten Spitzentreffen, noch mit dem im September abgewählten Essener OB Paß hatte Duisburgs Stadtoberhaupt Sören Link im Mai erklärt: „Es gibt keine Alternative zu Via.“ Auch Duisburgs DVG-Vorstand Marcus Wittig hatte schon im Frühjahr betont, dass sich das Kooperationsmodell mit der Via als gemeinsamer Dienstleister für Technik, Wartung und Kundenmanagement „bewährt“ habe. Zugleich ist aber auch den Duisburgern klar, dass die erhofften Potenziale, Kostenersparnisse und Synergien der Kooperation hinter den Erwartungen zurück geblieben sind.
Via-Verbund hat noch immer komplexe Doppelstrukturen
Es gibt weiter komplexe Doppelstrukturen, die „wenig effizient, nachvollziehbar und transparent“ sind, heißt es auch in einem Papier für eine Kanzlei, die die drei Städte im September für 150.000 Euro beauftragt hatte, um Fahrt in die Kooperation zu bringen. Noch diesen Monat sollen Ergebnisse vorliegen, bis Ende des Jahres fordert die Bezirksregierung Entscheidungen in den Räten der Städte.
Die schieben sich derweil den Schwarzen Peter zu. Aus Essener Sicht ist es an Duisburg die Bremse zu lösen. Ein Kritikpunkt: Die DVG hat ihr Personalmanagement nicht an „Via“ übertragen, sondern der Duisburger Holdinggesellschaft DVV; eine strategische Personalplanung in „Via“ sei dadurch unmöglich. Aus Duisburg heißt es dagegen, dass die Essener Evag vor Reformprozessen steht, die Duisburg längst kostensparend erledigt hat, und sich die Evag auf Kosten der Via sanieren will.