Essen. Bis November waren die Beamten 2000 Mal häufiger gefragt als im gesamten vergangenen Jahr. Gewerkschaft kündigt eine „spürbare Entlastung“ an.

Nach der Demo ist immer wieder vor der Demo und durch die zu tausenden ankommenden Flüchtlinge sind die vielfältigen Aufgaben der Polizei auch nicht gerade weniger geworden: Die Einsatzzahlen steigen weiter. In diesem Jahr, das zeichnet sich ab, steuern sie sogar auf ein neues Rekordniveau zu. Bis November waren die Beamten schon jetzt 2000 Mal häufiger gefragt als im gesamten vergangenen Jahr. In 2014 kam die für Essen und Mülheim zuständige Behörde an der Büscherstraße auf rund 142.000 Einsätze. Die Belastung nimmt spürbar zu und die Personalvertreter im Präsidium sprechen bereits von einer Notsituation. Das verhallte offenbar nicht ungehört.

Zum 1. Dezember kündigt sich nach Jahren des Stillstands jetzt nach Informationen dieser Zeitung ein wenig Entlastung an. Wenn im nächsten Monat in der Essener Behörde acht neue Angestellte ihren Dienst antreten, wird die gleiche Zahl Polizisten frei für den originären Dienst. Bislang hatten die Beamten die artfremde Arbeit der Tarifbeschäftigten erledigen müssen, deren Stellen in den vergangenen Jahren deutlich abgebaut worden waren, nun aber wieder aufgestockt werden sollen.

"Wir kämpfen um jede Schuhspitze"

Ein Plus von acht Beamten im eigentlichen Polizeidienst – das mag Außenstehenden wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein vorkommen. Doch für Heiko Müller, Vorsitzender der Essener Gewerkschaft der Polizei (GdP), und die GdP-Tarifexpertin Birgit Langwieler bedeutet das Ergebnis intensiver Verhandlungen „eine spürbare Entlastung für die Polizei“.

Eine weitere versprechen sich die Gewerkschafter von ihrem Vorstoß, dass Polizisten, die in diesem oder in den kommenden zwei Jahren in den Ruhestand gehen würden, bis Ende 2019 im Dienst bleiben können. Nach Müllers Auskunft bedeutet das für Essen eine zusätzliche Zahl von Beamten im „unteren zweistelligen Bereich. Aber wir kämpfen um jede Schuhspitze.“

Viel Mehrarbeit angestaut

Wer gegen Bezahlung und freiwillig länger im Dienst bleibt, soll so mithelfen, die Lücke zu schließen, die sich absehbar in den kommenden drei Jahren auftut: Zwar hat die Landesregierung gerade beschlossen, auch im kommenden Jahr 250 zusätzliche und damit 1920 Polizisten neu einzustellen. Jedoch kommt der Nachwuchs erst Ende 2019 auf die Straße, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hat.

Wie notwendig jede positive Personalentscheidung ist, veranschaulichen Zahlen aus dem vergangenen Jahr: Fast 70.000 Überstunden liefen in der Behörde auf. 37.000 davon konnten durch Freizeit ausgeglichen werden, finanziell vergütet wurden keine 22.000. Da dürften unterm Strich etliche tausend Stunden Mehrarbeit mit ins laufende Jahr geschleppt worden sein.