Essen. . Der Essener Allbau spricht von einer Umkehr der Wohnungsbaustrategie und reagiert auf den Zuzug von Flüchtlingen. 250 Sozialwohnungen sollen mit Hilfe öffentlicher Förderung gebaut werden.

In der sicheren Erwartung, dass bezahlbarer Wohnraum auch in Essen in naher Zukunft knapp wird, investiert der Allbau nach Jahren wieder verstärkt in den sozialen Wohnungsbau. Nach Angaben von Geschäftsführer Dirk Miklikowski wird das städtisch beherrschte Wohnungsunternehmen in den kommenden drei bis vier Jahren insgesamt rund 250 öffentlich geförderte Wohnungen bauen. Das Investitionsvolumen beziffert der Allbau auf 42 Millionen Euro. Darüber hinaus sollen etwa 1000 Mietwohnungen aus dem Bestand in Altendorf, in Bochold und im Südostviertel mit Hilfe öffentlicher Zuschüsse modernisiert werden, so dass auch diese wieder unter die so genannte Sozialbindung fallen werden. Miklikowski spricht von einer Umkehr der bisherigen Wohnungsbaustrategie des Unternehmens. Der Allbau reagiere damit nicht zuletzt auf den Zuzug von Flüchtlingen.

Noch bestehe in Essen an günstigem Wohnraum kein Mangel. Wer eine preiswerte Wohnung suche, werde fündig, auch wenn Mieter hinsichtlich Lage, Größe und Ausstattung des Objekts Abstriche machen müssten, so Miklikowski. Nach Einschätzung des Allbau-Chefs zeichnet sich jedoch ab, dass es auf dem Essener Wohnungsmarkt bald weit weniger entspannt zugehen wird, als es noch heute der Fall sei.

Bauministerium hat Tilgungsraten erhöht

Erst jüngst hatten Mietervereine davor gewarnt, dass einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen mit jenen, die in Deutschland Zuflucht suchen, um bezahlbaren Wohnraum konkurrieren müssten. Auf dem Spiel stehe die Akzeptanz von Flüchtlingen und damit der soziale Frieden.

Auch vor diesem Hintergrund hat das Land NRW die finanziellen Anreize für Unternehmen erhöht, wieder vermehrt in den sozialen Wohnungsbau zu investieren. Das Bauministerium hat die Tilgungsraten erhöht. Im Klartext heißt das: Der Investor muss einen öffentlichen Zuschuss nur zu 80 Prozent zurückzahlen. Damit steht zu erwarten, dass wieder mehr öffentliche Fördergelder beantragt werden als in den zurückliegenden Jahren. 2014 waren allein in Essen 15 Millionen Euro, die das Land für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt hat, nicht abgerufen worden. Angesichts historisch niedriger Zinsen investierten Bauherren lieber in den frei finanzierten Wohnungsbau. Das galt auch für den Allbau. Von 800 Wohnungen, die das Unternehmen seit dem Amtsantritt von Miklikowski 2007 gebaut hat, waren lediglich 20 Prozent öffentlich gefördert. Von 17.756 Allbau-Wohnungen sind noch rund 4000 in der Sozialbindung. Stadtweit sind es 18.700 von 324.000 Wohnungen.

Neue Sozialwohnungen sollen entstehen

Nun läutet der Allbau-Chef die Wende ein. In Vogelheim und Altenessen sollen neue Sozialwohnungen entstehen, nach weiteren geeigneten Grundstücken werde gesucht. Leider seien diese in Essen knapp. Im Südostviertel wird der Allbau in den kommenden beiden Jahren insgesamt 612 Mietwohnungen auf einen modernen Stand bringen, weitere 270 in Altendorf und Bochold. Fassaden, Fenster und Heizungen werden dank öffentlicher Förderung erneuert. „Menschen, die dort wohnen, bleiben dort wohnen“, betont Miklikowski. Erst wenn die Wohnungen neu vermietet werden, werden sie zu Sozialwohnungen. Die Quadratmetermiete darf dann 5,25 Euro nicht übersteigen.

Den wachsenden Bedarf nach günstigem Wohnraum wird der Allbau nach Einschätzung von Miklikowski allein nicht decken können. „Das klappt nur, wenn andere Investoren mitziehen.“ In der Pflicht sieht der Allbau-Chef auch die Stadt. „Sie müsste stärker für dieses Thema werben.“