Essen. . Gestern beschloss der Bundestag die Mietpreisbremse, doch wird Essen von der gesetzlichen Regelung wohl kaum betroffen sein.
Was die Politik als großen Wurf feiert, um bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwächere Bürger zu schaffen, wird für Essen wohl kaum Relevanz haben: Die Mietpreisbremse wurde gestern im Bundestag verabschiedet und soll ab dem 1. Juni in Kraft treten.
So soll die Miete für neu vermietete Wohnungen künftig maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen. Mieterverbände hatten diese Regelung lange gefordert, um Verdrängungseffekte aus den begehrten Städten abzumildern – in Nordrhein-Westfalen gehören hierzu vor allem Universitätsstandorte wie Münster und Düsseldorf.
Für Durchschnittsverdiener kaum noch bezahlbar
Die Länder sollen bis 2020 selbst Gebiete mit angespanntem Wohnungsmarkt festlegen, wo die Mietpreisbremse greifen soll. „Essen kommt dafür wahrscheinlich nicht infrage“, mutmaßt Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen. „Allerdings haben auch hier viele Bürger das Problem, keinen bezahlbaren Wohnraum mehr zu finden. Zwar ist die Situation bei uns nicht so akut wie in den begehrten Metropolen, aber die Politik sollte frühzeitig sicherstellen, dass es auch gar nicht erst dazu kommt.“ Ein Problem seien etwa kostspielige Modernisierungen, die auch in Essen vielerorts die Mietpreise in die Höhe trieben. Boten früher etwa Altbaubestände in Rüttenscheid eher Wohnraum für weniger zahlungskräftige Bürger, stecken Investoren heute viel Geld in ihre Modernisierung, bis sie für Durchschnittsverdiener kaum noch bezahlbar sind, kritisiert Mammitzsch. „Zwar gibt es noch genügend Ausweichmöglichkeiten, aber der städtische Wohnungsbau muss sozial gesteuert sein, damit das auch so bleibt.“
So gibt es in Essen noch knapp 20.000 städtisch geförderte Sozialwohnungen. „Der Wohnungsmarkt in Essen ist relativ entspannt“, befindet Stefan Schwarz, Fachbereichsleiter des Amtes für Bodenmanagement und Stadterneuerung. „Grundsätzlich kann jeder in der Stadt eine Wohnung finden, die seinen Bedürfnissen und seiner Preisklasse entspricht.“ Unterschiede gibt es derzeit vor allem noch im energetischen Standard, so sind viele ältere Objekte noch mit einer Nachtspeicher-Heizung ausgestattet.