Essen. Grün und Gruga spürt wachsende Konkurrenz und reagiert auf sinkende Einnahmen: Weniger Personal, reduzierte Grünpflege und eine für Erhöhung der Gebühren.
Am gestrigen Allerheiligen-Sonntag haben die Essener ihre verstorbenen Angehörigen und Freunde besucht. Die 58 Friedhöfe in der Stadt wurden so geschmückt wie sonst selten im Jahr. Ab dem heutigen Montag ist es wieder ruhiger auf den Friedhöfen. Das Geschäft mit den Toten generiert indes das ganze Jahr über Millionen-Einnahmen. Dank einer Gebührenerhöhung sollen es 2016 noch mehr werden.
„Der Wettbewerb nimmt zu“, sagt Hans-Joachim Hüser, Abteilungsleiter Friedhöfe bei Grün und Gruga. Er hat die 23 kommunalen Friedhöfe unter seinen Fittichen. Auf 246 Hektar gibt es 250.000 Grabstellen. Größter Friedhof ist der Parkfriedhof in Huttrop. Daneben gibt es neun evangelische Friedhöfe und 26 katholische Grabfelder, die niedrige Gebühren verlangen und sich wachsender Beliebtheit erfreuen.
Memoriam-Grabfeld als begehrte Bestattungsform
Waren 2003 noch 75 Prozent aller Bestattungen auf städtischen Friedhöfen, ist diese Zahl aktuell auf 61 Prozent gesunken. „Unsere Flächen sind aber fast identisch geblieben“, erklärt Hans-Joachim Hüser. Nicht nur die Bestattungen werden weniger. Auch das Begräbnis generiert weniger Einnahmen. Die Zahl der Sargbestattungen ist seit 2006 um fast 40 Prozent gesunken. Der Trend geht zum pflegeleichteren, günstigeren Urnengrab: Über 70 Prozent der 4466 Bestattungen (2014) auf städtischen Friedhöfen waren Urnengräber. Früher lag der Anteil der Sargbestattungen bei 70 Prozent. „Und die Zahl der Urnen steigt weiter“, ist Martin Walser, Geschäftsführer vom Verband Rheinischer Friedhofsgärtner, sicher. Dazu befindet sich das Krematorium am Hellweg in Steele seit der Änderung des NRW-Bestattungsgesetzes in erheblicher Konkurrenzsituation.
Bei Grün und Gruga werden Kosten gespart. Wo früher Rasen gepflegt wurde, liegt heute Schotter. Randflächen werden weniger intensiv betreut. Dazu wurde Personal abgebaut. „Wir hatten 300 Mitarbeiter, die sich um unsere Friedhöfe gekümmert haben. Jetzt sind es 136“, sagt Hans-Joachim Hüser. Grün und Gruga spart aber nicht nur, sondern geht auch verstärkt mit der Zeit. Es gibt eine Grab-Beratung als Öffentlichkeitsarbeit. Mit dem Memoriam-Grabfeld auf dem Parkfriedhof ist man an einer begehrten Bestattungsform beteiligt.
Alle Bemühungen reichen aber nicht, um die Kostendeckung zu verbessern und die Millionenlücke (2014: 2,28 Millionen Euro) kleiner zu machen. Deshalb soll es, sofern die Politik zustimmt, 2016 eine Gebührenerhöhung geben. „Die erste richtige seit 2006. Es sollen etwa zehn Prozent mehr werden“, sagt Martin Walser. Für 2015 werden zudem bereits mehr Beerdigungen in der Statistik stehen: Gab es 2014 (Januar bis September) 6119 Todesfälle in Essen, sind es 2015 bislang 6574 Todesfälle.