Essen. . Im Vorjahr betrug das Minus 2,28 Millionen Euro bei den städtischen Ruhestätten in Essen. Die Stadt will jetzt die Preise um rund zehn Prozent erhöhen.

Aufgrund der dramatischen Einnahmeverluste in Millionenhöhe bei den städtischen Friedhöfen sieht Grün und Gruga (GGE) nur noch einen Ausweg: Die Friedhofsgebühren sollen zum 1. Januar 2016 um rund zehn Prozent erhöht werden. Dann würden etwa ein Reihengrab für 25 Jahre 150 Euro mehr und ein Wahlgrab in „bevorzugter Lage“ sogar 475 Euro mehr kosten.

Der Beschlussvorschlag für die neue Friedhofsgebührensatzung mit insgesamt 63 Preiserhöhungen wurde für die Umweltausschuss-Sitzung am 3. November auf die Tagesordnung gesetzt. Endgültig darüber entscheidet der Rat im November. Ebenso darüber, auf einen Ausgleich der Verluste aus den Jahren 2012 bis 2014 in Höhe von fast sechs Millionen Euro zu verzichten.

Volle Kostendeckung schafft keine Stadt

Bisher kamen trotz der prekären finanziellen Situation Preiserhöhungen für die 23 städtischen Friedhöfe nicht in Frage, weil private Anbieter seit langem günstiger sind. Doch da sich der „Markt“ nach Beobachtungen von Grün und Gruga nun „leicht beruhigt“ habe und sich die Bestattungszahlen etwas stabilisierten, hält GGE zum jetzigen Zeitpunkt eine „Gebührenanpassung“ für möglich, ohne einen zu starken Wechsel zur privaten Konkurrenz fürchten zu müssen.

Die letzte Preiserhöhung in diesem Ausmaß liegt zehn Jahre zurück. Zehn Prozent höhere Preise bringen aber noch keine schwarze Null. Immerhin werde das Minus auf rund eine Million Euro gedeckelt, sagt Hans-Joachim Hüser, GGE-Abteilungsleiter für die städtischen Friedhöfe. Mit den geplanten Tarifen werde ein Kostendeckungsgrad von 90,8 % angestrebt (2014: 81,62 %). Mehr sei mit Verweis auf die Privaten nicht drin. Volle Kostendeckung schaffe keine Stadt mit ihren Friedhöfen, so Hüser.

Dass gehandelt werden muss, darin sind sich die Akteure seit langem einig. Aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation ging der Anteil der städtischen Bestattungen seit 2003 von 75 auf nunmehr 61 Prozent zurück. Die Verluste betrugen 2012 über 1,9 Millionen Euro, 2013 fast 1,8 Millionen und im Vorjahr trotz aller Sparbemühungen 2,28 Millionen Euro, weil Orkan Ela ein noch größeres Loch in die Kasse schlug. Allein die Beseitigung der Sturmschäden kostete 800.000 Euro. „Hinzu kommt noch das Geld für die Neupflanzungen“, betont der Chef der städtischen Friedhöfe.

Friedhofssatzung soll 2016 geändert werden

Ein Arbeitskreis im Rathaus stellte alles auf den Prüfstand – mit dem Ergebnis, dass ein weiterer Personalabbau (einst waren es 200 Mitarbeiter, heute sind es 95) nicht möglich ist, und auch die Schließung von Friedhöfen nicht in Frage kommt. Dies würde kurz- und mittelfristig zu noch höheren Defiziten führen, weil ein Friedhof wegen der langen Ruhezeiten frühestens erst in einigen Jahrzehnten aufgegeben werden könnte. Am ehesten möglich wäre das bei den kleineren Friedhöfen. Aber gerade die „arbeiten wirtschaftlich, die tragen sich“, sagt Hüser. Der Pflegeaufwand sei geringer, und viele Angehörige wählen für ihre Verstorbenen möglichst eine Ruhestätte in ihrem Stadtteil.

Am Ende blieben nur die Preiserhöhungen. Um Wünschen aus der Bevölkerung nachzukommen, soll 2016 auch die Friedhofssatzung geändert werden: Dann kann künftig die Urne mit der Asche des Haustiers als Beigabe ins Grab von Herrchen oder Frauchen gelegt werden. Dies soll aber nur auf einem ausgesuchten Friedhof möglich sein – und nur auf einem speziellen Grabfeld. Die Gebühr für eine Mensch- und Haustierbestattung (mit 25-jähriger Nutzung) wird zwischen 1500 und 2650 Euro betragen. Geplant sind außerdem Partnerwiesengräber (Kosten 4300 oder 4800 Euro), bei denen sich der Friedhof für 25 Jahre um die Pflege kümmert. Und die Nutzungsdauer bei Kinderreihengräbern wird von zwölf auf 20 Jahre angehoben.