Essen-Bredeney. . Ein Autoren-Team beschreibt am Beispiel der drei Bredeneyer Friedhöfe den Wandel in der Bestattungskultur und porträtiert 100 Persönlichkeiten.

„Wer mit offenen Augen über den Friedhof geht, erlebt Stadtteil-Geschichte“, sagt der Rechtsanwalt Hellmut Holle (80), Herausgeber und Initiator des Buchs „Friedhöfe in Essen-Bredeney – Menschen, Monumente, Geschichte(n)“, das jetzt im Klartext-Verlag erschienen ist. Pünktlich zu den stillen Feiertagen haben er und seine vier Mitautoren Michael Franke, Jürgen Lindenlaub, Michael Ludger Maas und Robert Welzel ihr Werk jetzt vorgestellt. Wer in diesen Tagen in Bredeney die Gräber seiner Angehörigen besucht, kann beim Gang über den Friedhof nicht nur berühmte Namen, sondern auch eindrucksvolle Grabstätten entdecken.

In zweijähriger Arbeit entstand das Buch mit zahlreichen Fotos. Die Autoren beschreiben den Wandel in der Bestattungskultur und porträtieren auf jeweils einer Seite 100 Persönlichkeiten, die auf den drei Bredeneyer Friedhöfen begraben sind. Der Leser erfährt Wissenswertes über den Aldi-Gründer Karl Albrecht, die Industriellen-Familien Krupp und von Waldthausen, den Krupp-Generalbevollmächtigten Berthold Beitz, den Verleger Erich Brost, den Gastronomen Hubert Imhoff, den Augenarzt Gerhard Meyer-Schwickerath und viele mehr.

Interessante Facetten der Begräbniskultur

„Ideen für die nächsten 100 haben wir schon“, kann sich Holle eine Fortsetzung gut vorstellen. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf dem Anfang des 20. Jahrhunderts angelegten kommunalen Friedhof an der Westerwaldstraße, aber auch der Privatfriedhof Baldeney der Familie von dem Bottlenberg-Landsberg und der katholische Friedhof St. Markus, auf dem früher vorwiegend Bauern und Bergleute bestattet wurden, werden beschrieben. Einige Gräber bedeutender Familien kamen erst in den 1950er-Jahren dazu, als der Friedhof Kettwiger Tor am Südeingang des Hauptbahnhofs für die A 40 weichen musste und Verstorbene umgebettet wurden.

„Friedhöfe üben seit jeher eine Faszination auf die Menschen aus. Sie haben durchaus touristischen Reiz, was einerseits an dort begrabenen Prominenten liegt, andererseits an den historischen Grabdenkmälern“, erklärt Heimatforscher Robert Welzel. Das Autoren-Team beleuchtet interessante Facetten der Begräbniskultur von 1830 bis heute und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers dabei auf Tröstliches wie den Schmetterling als Symbol für die Auferstehung, der oft auf Grabsteinen zu finden ist.

Querschnitt durch die Bredeneyer Bevölkerung

Figuren trauernder Frauen, die an die Klagefrauen der Antike erinnern, seien als Grabschmuck ein beliebtes Motiv gewesen. Andere Grabstätten ahmten ionische Kapitelle oder antike Sarkophage nach. Auch Findlingsgrabsteine seien zu finden.

„Für die Porträts haben wir, soweit möglich, Kontakt mit den Familien der Verstorbenen aufgenommen. Viele Angehörige haben mitgewirkt“, sagt Mit-Autor Michael Ludger Maas, der sich um die sozialgeschichtlichen Aspekte kümmerte. Abgebildet werde ein Querschnitt durch die Bredeneyer Bevölkerung, vom Unternehmer bis zum Künstler. Das Buch ist auch als Friedhofsführer gedacht. Es enthält übersichtliche, von Goethe-Schüler Quentin Wach gestaltete Pläne, mit deren Hilfe man die beschriebenen Grabstätten finden kann.