Essen. Die Zeltstadt für fast 700 Menschen im Karnaper Stadion Mathias-Stinnes steht. Der runde Tisch hat viele ehrenamtliche Helfer und noch mehr Ideen.

Die Arbeiten im Karnaper Stadion Mathias-Stinnes sind weit fortgeschritten: Wo Jahrzehnte lang der Ball über den Rasen rollte, steht jetzt Zelt an Zelt. Und jetzt nimmt die Inneneinrichtung der weißen Riesen mehr und mehr Form an. Es soll möglichst wohnlich für die Menschen werden: Mitte November werden die ersten Flüchtlinge in die Unterkunft ziehen. Gerade wird die neue Zufahrt zur Arenbergstraße gebaut. Teile der Umzäunung sind mit weißen Planen blickdicht gemacht. „Sieht nach einem Ghetto aus“, findet eine Anwohnerin gleich nebenan an der Beisekampsfurth. Sie hat vor einigen Tagen auch beobachtet, wie „vermummte Männer“ Plakate an die Zäune hängen wollten. Da kam die Polizei. Dann war Ruhe.“

In Karnap wird für fast 700 Flüchtlinge Wohnraum geschaffen. Die Stadt Essen will aber, sofern möglich, weniger Menschen in der Zeltstadt einquartieren. Die Bedenken und Sorgen der Bürger sind im Rathaus angekommen.

Fotos auf dem Gelände erlaubt die Stadt zwar noch nicht. Aber mit RWE, Besitzer des Müllheizkraftwerks gleich nebenan, ist Mittwoch eine Begehung geplant. Auch die Karnaper sollen, wie es sich in anderen Stadtteilen bewährt hat, durch die Zeltstadt geführt werden.

Kleiderkammer sieht sich gut gerüstet

Darauf freut sich besonders der runde Tisch. Zwei Mal hat der sich getroffen. 80 Interessierte sind gekommen und wollen helfen. Berthold Hiegemann (Katholische Kirche), Anne Bremicker (Evangelische Kirche), Michael Schwamborn (Mieter- und Eigentümer-Initiative Karnap) und Roswitha Tschüter (ehemalige Leiterin der Hauptschule Karnap) sind die Moderatoren. „Es gibt viel Engagement, Neugier und Hilfsbereitschaft. Und 1000 Ideen. Alle wollen ihre Fähigkeiten einbringen“, schwärmt Anne Bremicker. Der runde Tisch hat Arbeitsgruppen gebildet: Orientierung im Stadtteil, Sprachkurse, Willkommensfest, Sport sowie andere Freizeitaktivitäten. Dazu gibt es einen regen Austausch mit ehrenamtlichen Helfern in anderen Stadtteilen, die bereits Erfahrungen mit Flüchtlings-Unterkünften gesammelt haben.

Flüchtlinge in DeutschlandDie örtliche Kleiderkammer wird von Bettina von der Höh vom Geschichtskreis im Stadtteil betreut. „Uns wurde von einem Unternehmer im Gewerbegebiet Carnaper Hof eine Halle zur Verfügung gestellt. Da ist viel zusammengekommen. Wir sind bereit. Die Flüchtlinge können kommen“, sagt Anne Bremicker. Dass noch etwas Zeit ist, kommt ihr und den anderen Helfern aber gelegen. „Wir benötigen ja alle ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis. Da das Bürgeramt in Altenessen derzeit zu ist, dauert es, bis wir am Gildehof Termine bekommen.“