Essen. . Zum ersten Mal bietet die Essener Polizei ein Verkehrspuppenspiel speziell für Flüchtlingskinder an. Damit will die Polizei das Vertrauen der Kleinen gewinnen und ihnen die wichtigsten Verkehrsregeln beibringen.
Tim ist der Gute. Immer. Er will Freund und Helfer sein. Er ist eine Puppe – und kommt schon deshalb gut an. Dass er von einem Kommissar in Uniform gespielt wird, ist irgendwann Nebensache. Er bringt die Kinder zum Lachen. Es sind Flüchtlingskinder, die in ihrer Heimat sich vor Uniformierten noch fürchteten. Weil die Jungen und Mädchen aus Kriegsgebieten kommen und nun in Essen eine Zuflucht gefunden haben. „Aber viele sind traumatisiert. Und wir wollen ihnen die Angst vor unserer Polizei nehmen“, erzählt Hauptkommissarin Florence Buttler. Deshalb hat sie gemeinsam mit den Mitarbeitern der Essener Verkehrspuppenbühne den Tim erfunden – eine kindergroße Puppe, gespielt von Armin Eggert.
Flüchtlinge in DeutschlandDas Integrationsprojekt, das unter der Federführung des Essener Polizeipräsidiums gerade startet, ist landesweit einmalig. Den Polizisten der Verkehrspuppenbühne und Hauptkommissarin Florence Buttler vom Verkehrsopferschutz soll das Kunststück gelingen, zum einen das Vertrauen der Kleinen zu gewinnen, und zum anderen ihnen die wichtigsten Verkehrsregeln beizubringen, obwohl ein Teil von ihnen noch über keine Deutschkenntnisse verfügt. Da aber gerade Kinder den Gefahren im Straßenverkehr besonders ausgesetzt sind, kann der Verkehrsunterricht nicht warten, bis jedes Kind deutsch versteht.
Premiere in Mülheim
Deshalb konzipierte Florence Buttler das „sprachreduzierte Puppenspiel“ für Flüchtlingskinder der 1. bis 4. Grundschulklasse. Im Klassenraum hat Tim seinen Auftritt, singt und scherzt mit den Kleinen – und wird dann ohne gar zu viele Worte, aber mit umso mehr Gestik und Spiel das Einmaleins der Verkehrsregeln erklären. Diejenigen Flüchtlingskinder, die sich schon etwas länger hier aufhalten, sollen für die Neulinge dolmetschen. Das Erlernte wird in Malheften festgehalten. Zufrieden werden sich die Polizisten aber erst geben, wenn im Praxisunterricht auf der Straße jedes Kind zeigt, dass es sicher über die Fahrbahn gehen kann.
Bei einem ersten Test in einer Mülheimer Schule hat es geklappt. „Die haben alles richtig gemacht. Und der Tim wurde super angenommen“, freut sich Florence Buttler. Freitag war offizielle Premiere in Mülheim mit Polizeipräsident Frank Richter. Am Dienstag beginnt der spezielle Verkehrsunterricht dann in der Hövelschule in Altenessen. Zu weiteren vier Essener Schulen hat Florence Buttler mittlerweile Kontakt. Nach einer Probephase wird das Konzept verfeinert und noch mehr Grundschulen angeboten. Entwickelt wurden auch Elternbriefe in zehn Sprachen mit Tipps für die Väter und Mütter, die ihren Kindern weiter die Verkehrsregeln vermitteln und sie auf dem Schulweg begleiten sollen.