Essen. . Syrer (26) will hier sein Ingenieurstudium beenden. Er wohnt in der Zeltstadt im Nordviertel und will jetzt seine Frau nachholen, eine Pharmakologin.

An der Uni Duisburg-Essen studiert jetzt der erste Flüchtling. Er stammt aus Syrien. Alaa A. (26) hat in der letzten Woche die ersten Veranstaltungen besucht. „Ich danke der Uni, ich danke den deutschen Bürgern, auch der deutschen Regierung“, sagt der Mann, der zwei Monate lang aus seiner Heimatstadt Hama nach Deutschland reiste – mit dem Flugzeug, dem Schiff, per Zug und auch zu Fuß. Das Geld für die Reise hatte sich Alaa A. zusammengespart: „Ich hatte ein halbes Jahr lang als Verkäufer in einem Bekleidungsgeschäft gearbeitet.“

In seiner Heimat hat A. sein Ingenieurstudium bereits abgeschlossen – zumindest den Bachelor. „Hier möchte ich mich jetzt auf meinen Master vorbereiten“, sagt A. In Essen kam er zunächst im Opti-Gewerbepark unter. Seit vier Wochen lebt A. jetzt in der Zeltstadt am Altenbergshof, Essen-Nordviertel. „Dort ist es vor allem nachts sehr laut, ein Platz zum Lernen gibt es nicht“, erzählt A. in fließendem Englisch. Entsprechend häufig geht A. in die Stadtbibliothek oder sucht die Räume der Uni auf. Beraten wird er dort von Bärbel Enger, die sich seit Anfang Oktober speziell um Flüchtlinge kümmert. Außerdem richtete die Uni eine Extra-Homepage für Betroffene ein.

Mit Büchern ausgeholfen

Beim langen Ankommen in Deutschland hilft ihm Beatrice Michalsen (21), die an der Uni „Soziale Arbeit“ studiert. Ehrenamtlich arbeitete sie in der Kleiderkammer im Optipark, da lernte sie A. kennen. „Mein Freund studiert selbst Bauingenieurwesen, da konnte ich schon mal mit Büchern aushelfen“, berichtet Beatrice Michalsen. Sie bringt A. und anderen Flüchtlingen jetzt nebenbei Deutsch bei, zum Lernen setzen sie sich in die Caféteria oder in die Bibliothek.

Auch interessant

A.s Status ist derzeit ungeklärt. So lange erhält er keine Papiere, mit denen er eine Wohnung oder eine Krankenkassenkarte erhalten könnte. Als er in seiner Heimat Post vom Militär bekam, das ihn sofort in den Krieg schicken wollte, floh er über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn. Seine Eltern blieben zu Hause. „Wir stehen im Kontakt über Skype und WhatsApp, es ist gefährlich für sie, ich mache mir Sorgen.“ Seine Ehefrau, Pharmakologin, flüchtete vor Jahren nach Saudi-Arabien. Sie möchte er jetzt als erstes nach Essen holen. „Der Beratungsbedarf von Flüchtlingen ist enorm“, hat Beate Kostka festgestellt, die Uni-Sprecherin. Doch noch ist die Zahl der Menschen überschaubar, die vom neuen Gasthörer-Angebot Gebrauch machen.