Essen-Kupferdreh. . Vor drei Wochen erst landeten sie an der Prinz-Friedrich-Straße, am Mittwoch müssen die meisten wohl weiter. Wohin auch immer.
Als hätte es Hannes Wader, der alte Arbeiterbarde, schon früher gewusst: „Heute hier, morgen dort“, sang er 1972 und singt er bis heute. „Bin kaum da, muss ich fort. Hab’ mich niemals deswegen beklagt“. Ob die geflüchteten Menschen, die vielen armen Seelen, die erst vor Wochen in der als Notunterkunft hergerichteten Sporthalle in Kupferdreh landeten und ihre gruselige Reise mitunter schon heute wieder fortsetzen, das Lied schon mal gehört haben?
Zahlreiche offene Fragen
Wäre die Lage nicht so ernst und nicht so traurig, man könnte fast an fröhliche Ankreuz-Spielchen aus längst vergangenen Kindertagen denken: „Willst du mit mir gehen? Du hast die Wahl: Ja, Nein, Vielleicht“. Die Wahl ist gut. Denn wie Jürgen Gentzmer, der rührige Leiter des Runden Flüchtlingstisches in Dilldorf und nun auch in Kupferdreh, und die ebenso engagierten und sicherlich 30 ehrenamtlichen Helfer wissen selbst die Verantwortlichen bei der Stadt nicht wirklich verbindlich, was passiert und wenn, wann was passiert. „In den Notunterkünften ist es halt ein stetiges Kommen und Gehen“, beschreibt Stadtsprecherin Jeanette von Lanken sehr nachvollziehbar die Unwägbarkeiten. „Eine absolute Ausnahmesituation. Für alle.“
Und so werden auf Anweisung der Bezirksregierung viele oder vielleicht sogar alle der 80 bis 90 Menschen, die derzeit in der Sporthalle Kupferdreh leben – selbst diese Zahl ändert sich nahezu täglich – am Mittwoch wohl weiterziehen müssen. Vielleicht nach Köln zur Erstregistrierung, dann vielleicht in eine der Landeseinrichtungen, nach Bayern, oder auch zurück nach Kupferdreh. Morgen, nächste Woche, wann auch immer. Die Halle wird leer stehen, vielleicht einen Tag, vielleicht drei bis fünf, vielleicht gar nicht. Aber dort ist man vorbereitet. „Der Betreiber European Homecare macht tolle Arbeit“, lobt Jürgen Gentzmer, der sich auch sehr über die bisher eingegangenen Spenden freut. Eine Bitte aber hat er: „Wer etwas spenden möchte: Gebraucht werden aktuell vor allem Kleidung in kleinen Männergrößen sowie Koffer und Taschen.“
„ . . . und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war . . .“.