Essen. Ein Konsortium aus Allbau und RAG Montan Immobilien, Sparkasse und der Helaba-Tochter OFB bietet für sämtliche rund 400 Hektar Essener Flächen, die der Industriekonzern Thyssen-Krupp losschlagen will.

Es ist eines der größten Immobiliengeschäfte, das je in Essen angebahnt wurde: Rund 400 Hektar Land sind zu verkaufen, exzellent erschlossene Grundstücke befinden sich darunter, Brachflächen mit dem, was man gern den typischen Kruppschen Mutterboden (Altlasten, wuchtige Fundamente) nennt. Aber auch unangetastete Äcker und Waldstücke im Süden der Stadt.

Dass Noch-Eigentümer Thyssen-Krupp diese „nicht mehr betriebsnotwendigen“ Flächen samt und sonders losschlagen will, ist seit zwei Jahren bekannt, dass die Stadt ein lebhaftes Interesse daran hat, bei der Projektentwicklung auch künftig ein Wörtchen mitzureden, versteht sich von selbst.

Ein Viertel könnte als Gewerbefläche entwickelt werden

Doch angesichts des maroden Stadt-Etats war stets klar, dass die Stadt nicht selbst zu den Bietern gehören kann. Dafür springt jetzt ein Konsortium ein, bei dem man bauliche Expertise und das nötige Kleingeld verknüpft hat – und bei dem die städtische Beteiligung gesichert ist: Nach NRZ-Informationen gehören zu dem Viererbündnis die Essener Wohnungsgesellschaft Allbau, die RAG-Tochter Montan Immobilien, die Sparkasse Essen und die OFB Projektentwicklung GmbH, eine Tochter der Helaba.

Sie haben Thyssen-Krupp dem Vernehmen nach rechtzeitig vor der am vergangenen Samstag ausgelaufenen Frist ein so genanntes „indikatives Angebot“ für den Essener Flächen-Pool unterbreitet. Es handelt sich dabei um ein unverbindliches erstes Angebot, dem eine „Dialogphase“ folgt – und darin eine vertiefte Prüfung der angebotenen Flurstücke zwischen Karnap und Kettwig. Erst danach, so heißt es, könne man ein seriöses Angebot abgeben.

Für die beteiligten Unternehmen ist die Zusammenarbeit eine großartige Chance, in einem Rutsch einen Fuß in die Tür der Essener Flächenentwicklung der kommenden Jahre und Jahrzehnte zu bekommen: Rund ein Viertel der Areale, also etwa 100 Hektar, könnten als Gewerbeflächen entwickelt werden, 80 bis 90 Hektar stünden für den Wohnungsbau bereit.

Thyssen-Krupp entscheidet im November über Zuschlag

Und auch bei den land- und forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken könnte es punktuell oder auch großflächig eine Verwertung geben. Doch was immer passiert: Stets säße die Stadt mittelbar am Tisch, ein unglaublicher Gewinn für die Stadtplanung.

Denn groß ist die Sorge, ein externer Investor könnte das Flächenpaket aufkaufen, sich als schwieriger Partner erweisen – und die Entwicklung auf Jahre hinaus ausbremsen. Dass das Essener Viererbündnis am Ende den Zuschlag bekommt, ist keineswegs ausgemachte Sache: „Es ist viel Geld im Markt, die suchen alle Anlagemöglichkeiten“, sagt ein Kenner der Materie – und schüttelt den Kopf über die verpasste Chance fürs Revier: „Dass es dem Ruhrgebiet nicht gelungen ist, sich sämtliche Thyssen-Krupp-Flächen in einer konzertierten Aktion zu sichern, war ein Riesenversäumnis.“ Jetzt muss jede Stadt für sich sehen, wo sie bleibt.

Und hoffen, dass am Ende der Geländegewinn steht. Lange warten muss man immerhin nicht: Wer den Zuschlag bekommt, entscheidet Thyssen-Krupp wohl im November.