Essen. . Von 27 Niederflurbahnen der Baureihe NF 2 wurden 22 nach Essen geliefert. Hersteller Bombardier bessert Schwachstellen aus.

Bei der Einführung der neuen Straßenbahngeneration fährt die Essener Verkehrs-AG (Evag) weiter hinter dem eigenen Zeitplan her. „Wir hoffen, dass wir die letzten der neuen Bahnen bis Ende des Jahres auf die Schiene bekommen“, so Michael Int-Veen, zuständiger Abteilungsleiter für Schienenfahrzeuge. Ursprünglich sollte die Fahrzeugflotte bereits zum Fahrplanwechsel komplett sein. Doch die Evag hatte bei den Bahnen einige Schwachstellen entdeckt, weshalb sich die Auslieferung verzögert.

Von den 27 Niederflurbahnen der Baureihe NF 2 sind nach Angaben der Evag inzwischen 20 einsatzbereit. Zwei weitere seien vom Hersteller Bombardier aus dem sächsischen Bautzen geliefert worden. Diese beiden Bahnen werden derzeit Brems- und Kupplungstests unterzogen, bevor sie von der technischen Aufsicht abgenommen werden. In sechs bis acht Wochen, schätzt Michael Int-Veen, sollen auch sie im Linienbetrieb eingesetzt werden.

Der "Zahn der Zeit nagt an den Fußböden"

Bis Ende des Jahres sollte Bombardier auch die verbliebenen Niederflurbahnen nachgerüstet haben. Dabei geht, wie Int-Veen erläutert, nicht etwa um technische oder gar sicherheitsrelevante Dinge. Es geht um die Fußböden der 2,5 Millionen Euro teuren Straßenbahnen.

Die NF 2 basiert auf dem Vorgängermodell NF 1. Die Evag hatte festgestellt, dass „der Zahn der Zeit an den Fußböden nagt“. Denn durch die Nähte im Fußraum dringt Feuchtigkeit ein, der darunter liegende Holzboden beginnt zu faulen. Spätestens bei der zweiten Hauptuntersuchung müsste der Fußraum erneuert werden, so Int-Veen.

Behelsmäßiger Einsatz der alten Bahnen

Eine Hauptuntersuchung steht bei einer Straßenbahn nach acht Jahren oder nach 500 000 gefahrenen Kilometern an. Auch die NF 2 soll mindestens 30 Jahre lang halten, ohne dass die Evag noch einmal viel Geld in die Fahrzeuge investieren muss. Bombardier rüstet die neuralgischen Stellen an den Böden deshalb mit Platten aus nichtrostendem Stahl nach.

Bis auch die letzte der 27 bestellten Niederflurbahnen aufs Gleis gesetzt wird, muss die Evag sich weiter mit Straßenbahnen der Baujahre 1978/79 behelfen. Diese verfügen über Klappstufen, bieten also weniger Komfort beim Ein- und Aussteigen als die Niederflurbahnen. Die Evag will die „Klassiker“ aus den 1970er Jahren aus dem Verkehr ziehen und als Ersatzteillager zu nutzen. Denn die Südstrecke vom Hauptbahnhof nach Bredeney kann bekanntlich von Niederflurbahnen nicht befahren werden, die Bahnsteige in den U-Bahntunnel sind zu hoch. Bahnen jüngeren Baujahres die dort fahren, sind von 1983. (schy)