Essen. Die neue Jugendberufsagentur hat ihre Arbeit aufgenommen. Die Mitarbeiter kümmern sich um junge Menschen, die sich bei der Berufssuche schwer tun.

Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist für viele Jugendliche eine Hürde: Welcher Beruf liegt mir, wo bekomme ich Hilfe, wo die richtigen Ansprechpartner? Um sich schlau zu machen, müssen Schüler von einer Behörde oft von einer Behörde zur nächsten laufen. Mancher bleibt da auf der Strecke. Das soll sich in Essen nun ändern. Am Montag eröffnete die neue Jugendberufsagentur, die alleinige Anlaufstelle für Jugendliche sein will. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur neuen Einrichtung:

Welche Ämter arbeiten dort zusammen?

In der Jugendberufsagentur kooperieren das Jobcenter, die Arbeitsagentur, das städtische Jugendamt und die Jugendhilfe. Auch das Schulamt ist eingebunden.

Kann die Jugendberufsagentur jeder nutzen?

Ja, die Einrichtung steht allen Essenern unter 25 Jahren offen und hilft bei Fragen rund um Ausbildung, Förderung und Qualifizierung. Allerdings liegt der Fokus der angeschlossenen Ämter vor allem auf benachteiligten Jugendlichen, die entweder bereits eine Ausbildung abgebrochen haben, oder die aus dem Heim kommen, die obdachlos sind oder die aus schwierigen Elternhäusern stammen. Das seien Gruppen, „die wir gerne mal verlieren“, so Sozialdezernent Peter Renzel.

Etwa 500 Jugendliche sollen in der Jugendberufsagentur pro Jahr betreut werden. Insgesamt kümmern sich fünf Mitarbeiterinnen um diese Jugendlichen.

Was passiert dort mit den Jugendlichen?

Künftig wollen die Behörden, die sich schon heute um die Ausbildung junger Menschen kümmern, besser zusammenarbeiten – nicht nur am Telefon oder per Aktenaustausch sondern gemeinsam unter einem Dach. Bislang ist beispielsweise das Jobcenter dafür verantwortlich, junge Hartz-IV-Empfänger in Arbeit zu bringen. Die Arbeitsagentur ist für deren Berufsberatung zuständig, die Jugendhilfe wiederum bietet neben Berufsvorbereitungskursen ebenso Beratung oder besondere Förderprogramme an, zum Beispiel eine Teilzeitberufsausbildung für junge Eltern. Das alles soll verzahnt werden. Es wird daher gemeinsame Fallbesprechungen geben, um die beste Lösung für den betroffenen Jugendlichen zu finden.

Welches Ziel verfolgt die Jugendberufsagentur?

Die Stadt hofft, die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Essen besser in den Griff zu bekommen. Derzeit sind 3300 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Besonders schwer, einen Job zu finden, haben es diejenigen, die ohne Ausbildung sind. Von den 3300 jungen Arbeitslosen haben fast 2600 keinen Berufsabschluss. Hier setzt das Konzept an. Es geht darum, Jugendliche nach der Schule besser an die Hand zu nehmen.

Wer bezahlt die Jugendberufsagentur?

Stadt und Arbeitsagentur haben einen Kooperationsvertrag geschlossen. Die Arbeitsagentur stellt die Räume. Das Personal kommt vom Jobcenter, der Jugendhilfe und der Arbeitsagentur. Neue Stellen sind dies aber nicht. Klaus Peters, Chef der Arbeitsagentur, betonte, dass es nicht darum ging, eine neue Behörde zu schaffen, sondern vorhandene Ressourcen zu bündeln.

Soll die Agentur Vorbild für weitere Kooperationen sein?

Ja, Peter Renzel kann sich gut vorstellen, dass die Stadt mit den zuständigen Akteuren eine ähnliche gemeinsame Anlaufstelle für Flüchtlinge schafft. „Erst einmal werden wir aber hier Erfahrungen sammeln“, sagte er.