Essen-Bergerhausen. . Wenn das Leben im Jugendalter Schwierigkeiten mit sich bringt, ist der Weg in die Ausbildung nicht gleichzeitig verbaut.

Schule, Abschluss, Ausbildung, Job? Nein, nicht immer läuft das Leben so strikt nach Plan. Manchmal wird die Schule auch vorher aus unterschiedlichen Gründen einfach abgebrochen, manchmal sind es schlechte Noten auf dem letzten Zeugnis oder aber private Ereignisse, die einem „geordneten“ Lebenslauf einen Strich durch die Rechnung machen. Das Resultat sind oft schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die Zukunftsperspektiven sind gleich Null.

Genau dann, nämlich wenn der erste Weg in die freie Wirtschaft nicht gelingt, ist Unterstützung und Hilfe gefragt – und genau hier setzt die Jugendberufshilfe an.

Auf deren Gelände an der Schürmannstraße werden rund 120 junge Menschen in neun Berufen ausgebildet. Voraussetzung, um dort eine Ausbildung absolvieren zu können: ein Alter von 17 bis 27 und der- oder diejenige muss zuvor schon mal beim Jobcenter vorstellig gewesen sein.

„Schlechte Noten, keine Lust auf Schule und häufiges Schwänzen“

So wie es bei Jens Oberdieck der Fall war. Der 25-Jährige beendete nach der achten Klasse die Hauptschule, zog von Rheinland-Pfalz nach Freisenbruch. „Schlechte Noten, keine Lust auf Schule und häufiges Schwänzen“, erinnert er sich an die Zeit zurück. Heute, nach dreijähriger Ausbildung bei der Jugendberufshilfe, hält er sein Zeugnis mit der Gesamtnote 2 in der Hand und darf sich offiziell als Fachkraft für Lagerlogistik bezeichnen. Mit der Aussicht auf einen Job als Staplerfahrer geht es jetzt für Jens nach Köln. Und das soll noch nicht alles gewesen sein. „Vielleicht eines Tages noch den Meister machen“, blickt er positiv in die Zukunft. Jens hat die sprichwörtliche Kurve gekriegt und das, laut eigenen Aussagen, nur durch die Jugendberufshilfe. Hier hätte er die nötige Unterstützung bekommen und die Freude an seinem Job gewonnen. „Ein Traumjob“, wie er findet.

Ähnlich geht es auch Carina Gayk. Die 27-Jährige schloss damals mit der Realschule ab, wollte ihr Fachabitur machen, schmiss hin und jobbte zunächst in der Gastronomie. Mit 21 bekam sie ihren Sohn. Schnell kümmerte sie sich um einen Kindergartenplatz, wollte unbedingt arbeiten gehen. „Ich schrieb etwa 100 Bewerbungen und erhielt nur Absagen“, blickt sie zurück – und: „Ich hatte eben keine Ausbildung, keine Qualifikation.“ Sie wandte sich an das Arbeitsamt, hier riet man ihr zu einer Teilzeitausbildung in Kooperation mit der Jugendberufshilfe. Das Angebot namens „Schöne Aussichten für Alleinerziehende“ (SchAu) richtet sich an alleinerziehende Mütter oder Väter, die vor Ausbildungsbeginn fachkundige Unterstützung und Orientierungshilfe benötigen. „Eine tolle Maßnahme, denn normalerweise ist es ja kaum möglich, eine Ausbildung als Alleinerziehende zu absolvieren“, resümiert sie jetzt mit der Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in der Tasche. Diesem Beruf wird sie künftig bei der Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen (GSE) nachgehen. „So schwierig das Leben manchmal auch scheint: Man muss einfach den Mut haben, etwas zu ändern“, fasst die frischgebackene Absolventin zusammen.

Im Rahmen eines großen Sommerfestes wurden Carina, Jens und alle anderen Absolventen nun von der Jugendberufshilfe verabschiedet. Für die meisten von ihnen geht es schon bald in den Berufsalltag.