Essen. Am Samstag, 10. Oktober ist Welthospiztag. Mit verschiedenen Veranstaltungen wollen die Essener Hospize den Bürgern ihre Arbeit näher bringen.
Der Tod gehört zum Leben dazu. Wer jung und gesund ist, denkt wahrscheinlich eher selten daran. Das ist einerseits natürlich. Andererseits reagieren viele Menschen hilflos, wenn sie plötzlich und unheilbar erkranken. Das weiß Franz Karl Löhr aus seiner täglichen Arbeit als Geschäftsführer des Christlichen Hospiz Werden. „Für die meisten Menschen ist der Tod der Tod der anderen“, so Löhr. Mit dem eigenen Tod setzten sich die wenigsten auseinander. „Das müssen wir korrigieren.“
Am Samstag, dem Welthospiztag, wollen er und seine Kollegen aus den anderen Essener Hospizen den Bürgern zeigen, welche Möglichkeiten der Begleitung es gibt. „Wer das erste Mal ein Hospiz von Innen sieht, ist meist positiv überrascht“, berichtet Löhr. „Unsere Gäste dürfen ihre Möbel und Haustiere mitbringen.“ Im Hospiz werde gesungen, musiziert – und sogar geheiratet. „Hier wird nicht jeden Tag gestorben“, so Löhr.
Die Arbeit der Hospizmitarbeiter ist wichtig
Im Schnitt 30 Tage würden die Bewohner im Hospiz bleiben, bevor sie sterben. „Es gibt aber auch Ausnahmen“, meint Franz Karl Löhr. Eine dieser Ausnahmen ist Marie-Luise Eymann. Die 78-Jährige ist seit etwa einem halben Jahr im Hospiz in Werden. „Als ich erfahren habe, dass ich Krebs habe, hat sich mein ganzes Leben verändert“, erzählt Eymann. Die Ärzte im Krankenhaus hätten ihr geraten, ins Hospiz zu gehen. „Ich hatte überhaupt keine Vorstellung vom Hospiz“, sagt sie „Jetzt fühle ich mich hier besser aufgehoben als im Krankenhaus.“
Welthospiztag am Samstag in Essen
Infostand Kinder-Palliativnetz, Burgplatz (10 bis 15 Uhr)
Infostand Christliches Hospiz Werden, Rathausvorplatz in Werden (10 bis 13 Uhr)
Infostand Ambulanter Hospizdienst Essen Nord, Schonnebecker Markt an der Huestraße (9 bis 13 Uhr)
Tag der offenen Tür im Hospiz Steele (11 bis 15 Uhr)
Infostand Pallium-Hospizdienst im Foyer der Huyssens-Stiftung (Kliniken Essen-Mitte) (10 bis 15 Uhr)
Für den Geschäftsführer des Christlichen Hospiz Werden ist die Hospizarbeit in Essen „beispielhaft für ganz NRW“. Trotzdem: Die Nachfrage sei größer als das Angebot. „In Essen sind alle drei Hospize voll belegt“, berichtet Löhr. „Auch die acht ambulanten Hospizdienste sind voll ausgelastet.“ In seinem Büro habe er einen dicken Ordner mit Anfragen stehen. „Das sind keine Akten, das sind echte Schicksale von echten Menschen“, so Löhr. Angesichts der steigenden Zahl von Single-Haushalten werde sich die Situation in Zukunft sogar verschärfen. „Da kommt noch was auf uns zu.“
Im Herbst wird die Hospizarbeit neu geregelt
Martin Dreyhaupt, Palliativmediziner und Vorsitzender des Vereins Hospizarbeit Essen, sieht das ähnlich. „In diesem Herbst wird sich in der Hospizarbeit aber viel tun“, sagt Dreyhaupt. Zum einen würden die Abgeordneten im Bundestag über ein Gesetz zur Sterbehilfe sowie ein Hospiz- und Palliativgesetz entscheiden. Zum anderen würde die Stadt Essen der Charta zur Versorgung von schwerkranken und sterbenden Menschen in Deutschland beitreten. Die Hospizdienste, Krankenhäuser und Ärzte verpflichten sich damit, sich besser zu vernetzen und Betroffenen den Zugang zur Hospizbegleitung zu erleichtern.
„Die Strukturen und die Bereitschaft in Essen sind da, jetzt müssen wir es nur noch in die Breite tragen“, meint Dreyhaupt. Dazu gehöre auch, der Hospizarbeit den Schrecken zu nehmen. Ein wichtiger Schritt ist der Welthospiztag am Samstag, zu dem alle Essener Bürger eingeladen sind.