Borbeck. . Das Caritas-Hospiz Cosmas und Damian in Bedingrade ist das älteste in Essen. Es besteht seit 20 Jahren. Genauso lange leitet Bernadette Meyer die Einrichtung.
Drei Hospize gibt es in Essen. Das älteste ist in Borbeck, im ehemaligen Franziskus-Krankenhaus, beheimatet. Das Hospiz Cosmas und Damian, nach den Schutzpatronen der Stadt Essen benannt, ist in der Trägerschaft der Caritas und ist im Franziskus-Stift der Contilia-Gruppe an der Laarmannstraße zur Untermiete untergebracht. Gegründet wurde es 1995. Seitdem ist Bernadette Meyer die Leiterin.
„Wir haben damals Pionierarbeit geleistet“, sagt die 54-Jährige. Die moderne Hospizbewegung entstand Ende der 1960er-Jahre in England. 1986 wurde das erste deutsche Hospiz in Aachen eröffnet. Bernadette Meyer wusste, was Sterben heißt. Sie arbeitete bis dahin in der Onkologie (Wissenschaft, die sich mit Krebs befasst) und Intensivmedizin. Sie wollte einen Ort für Menschen schaffen, die von Tod und Trauer betroffen sind. Einen Ort, der es in einer immer schnelllebigeren Zeit erlaubt, in Würde Abschied zu nehmen und in Würde zu gehen. „Wir bieten eine häusliche Atmosphäre mit einem Esszimmer, einem Wohnzimmer, einem Raum der Stille, einer Terrasse – und zehn Schlafzimmern“, erzählt Bernadette Meyer. Die Finanzierung war zu Anfang gesetzlich gar nicht geregelt. Ein hoher Eigenanteil war die Folge. Erst seit 2009 gilt, dass Krankenkasse/Pflegekasse 90 Prozent und der Träger zehn Prozent übernehmen. Einen Eigenanteil der Bewohner gibt es nicht mehr.
Die gesetzlich geforderten zehn Prozent des Trägers – bei Cosmas und Damian etwa 100 000 Euro im Jahr – wollen daher erst einmal aufgebracht werden. „Ohne den Förderverein wäre das nicht zu stemmen“, sagt die Leiterin. Ohne die Caritas auch nicht.
600 bis 700 Nachfragen pro Jahr
Im Vergleich zum Gründungsjahr hat sich vieles verändert. 1995 gab es bei 140 Anfragen 50 Aufnahmen. Ende 2015 werden es voraussichtlich 600 bis 700 Nachfragen und 120 bis 170 Aufnahmen sein. Eine Warteliste ist die logische Konsequenz. Vor 20 Jahren hatten Bernadette Meyer und ihr Team ein bis zwei Wochen Zeit, eine Aufnahme vorzubereiten.
Heute bleiben ihr und den 15 Fachkräften, die im psycho-sozialen Bereich von Ehrenamtlichen unterstützt werden, dafür gerade einmal ein bis zwei Tage. Die Verweildauer verringerte sich von 32 auf heute 14 bis 20 Tage. „Zwei, drei Wochen sollten die Menschen schon hier sein, damit wir uns zumindest ein wenig kennenlernen können und sie mit der Einrichtung etwas vertraut sind, wenn sie gehen müssen“, erklärt Meyer.
Aufnahme an Bedingungen geknüpft
Eine Aufnahme ins Hospiz ist an Bedingungen geknüpft: Alle heilenden, medizinischen Möglichkeiten sind erschöpft bzw. nicht mehr gewünscht. Es muss ausschließlich um die Behandlung von Symptomen gehen. Die häusliche Betreuung ist nicht bzw. nicht mehr möglich. Eine intensive medizinische Versorgung macht eine Heimunterbringung unmöglich. Der Mensch kommt „freiwillig“ und im vollen Bewusstsein, im Hospiz seinen letzten Lebensabschnitt zu erleben.
Vieles hat sich in zwei Jahrzehnten verändert. Bernadette Meyers Begeisterung für die Hospizidee nicht. Es gebe da einen Satz, der ihr gut gefalle, der – da legt sie ausdrücklich Wert drauf –, aber nicht von ihr stamme: „Der Mensch, der zu uns kommt, bekommt zu hören, dass man nichts mehr für ihn machen kann, aber wir können viel für ihn tun.“