Essen-Steele. . Das Steeler Hospiz öffnete anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Vereinsgründung seine Türen für Besucher. Günther Graßmann: „Ein wunderschöner Ort.“

Schon früh wurde Marie Luise Neumann mit dem Tod konfrontiert: „Meine Mutter ist früh gestorben, und als auch mein Vater mit nur 51 Jahren im Krankenhaus verstarb, war das für mich ein Schlüsselerlebnis.“ Für sie stand fest: Sie will anderen Menschen bei ihrem letzten Weg begleiten, sich für ein menschenwürdiges Sterben einsetzen. Und so ist sie eine von 68 ehrenamtlichen Helfern im Steeler Hospiz geworden. Am Samstag, dem Welttag des Hospiz, lud die Einrichtung zu einem Tag der offenen Tür ein.

„Ein Tag wie dieser soll dazu dienen, Vorurteile, die manche Menschen gegenüber Hospize haben, abzubauen“, so Geschäftsführer Günther Graßmann. „Manche denken an dunkle Gänge und Pritschen, die darin eng gestapelt stehen.“ Archaische Vorstellungen seien das, denn vielmehr sei das Hospiz ein „wunderschöner Ort“ für Menschen, denen es nicht möglich ist, in den eigenen vier Wänden die letzte Ruhe zu finden.

So können die Besucher eins der zehn möblierten Zimmer in Ausgenschein nehmen. Jedes davon besitzt einen Balkon sowie ein barrierefreies Duschbad. „Natürlich dürfen sich unsere Bewohner hier individuell einrichten“, unterstreicht Graßmann. Denn schließlich sollen sie sich hier möglichst Zuhause fühlen. Nicht zuletzt deshalb sei es übrigens auch erlaubt, eigene Haustiere mitzunehmen. „Das ist sehr wichtig für unsere Bewohner.“

Neben dem jeweils eigenen Raum gibt es noch ein gemeinsames Wohnzimmer. „Jeden Dienstag und Freitag bringen Ehrenamtliche für die Bewohner selbst gebackenen Kuchen mit“, so Grassmann, der beim Tag der Offenen Tür zusammen mit dem Pflegepersonal und ehrenamtlichen Besuchern Rede und Antwort stand.

In Gesprächen gelte es, den Menschen Ängste zu nehmen. „Sterben ist Kontrollverlust“, sagt etwa die Palliativmedizinerin Dr. Bettina Claßen. „Die meisten Menschen wollen keine Schmerzen.“

Mit diesem Tag wolle man auch das 25-jährige Bestehen des Hospiz-Vereins feiern: Im Januar 1989 rief Grassmann den Verein ins Leben – sieben weitere Jahre dauerte es, bis das Hospiz in Steele seine Pforten öffnete. „Als Geistlicher im benachbarten Alfried Krupp Krankenhaus – damals das Luther-Krankenhaus – war es mir ein ganz besonderes Anliegen, hier einen solchen Ort zu schaffen.“

Dabei solle das Hospiz nicht nur ein Haus sein, wo Menschen Pflege erfahren, die ihre Angehörigen Zuhause nicht 24 Stunden am Tag leisten können. „Es soll auch ein spiritueller Ort sein“, betont Grassmann. Nicht zuletzt die Trauerarbeit mit den Hinterbliebenen gehöre hier auch zu den Aufgaben.